Resistente Keime beim Hund auch ohne viel Kontakt mit Mensch

Die Forscherinnen und Forscher der Vetmeduni in Wien haben gemeinsam mit Kollegen aus Ruanda für ihre im Fachjournal "Letters in Applied Microbiology" veröffentlichte Studie Proben von fast 500 Hunden und Katzen aus dem afrikanischen Land auf Staphylococcus aureus (S. aureus) untersucht. Bei 65 Proben aus Nase und Ohren von Hunden wurde dieser Keim festgestellt.
Menschlicher Ursprung resistenter Keime besorgniserregend
S. aureus ist ein weit verbreitetes Bakterium, das meist als harmloser Begleiter auf Haut und Schleimhaut von Menschen lebt. Es kann aber auch Krankheiten wie Lungenentzündung, Hirnhautentzündung oder Sepsis verursachen. Die Behandlung erfolgt mit Antibiotika, wobei es zunehmend resistente Stämme gibt.
"Wir stellten in 31 Isolaten des Erregers eine Resistenz gegen Penicillin fest, bei sechs Proben waren die Keime gegen Penicillin/Erythromycin/Clindamycin resistent, vier gegen Penicillin/Tetracyclin und eine gegen Tetracyclin", erklärte Studienleiter Igor Loncaric vom Zentrum für Pathobiologie der Vetmeduni gegenüber der APA. Besorgniserregend daran ist, dass die Mehrheit der Bakterien zu "den vorwiegend mit Menschen assoziierten klonalen Linien" gehörten, also menschlichen Ursprungs waren.
Erhebliches Risiko für Gesundheit
Für Loncaric unterstreicht dies "das Potenzial für eine Übertragung zwischen verschiedenen Spezies in beide Richtungen, was ein erhebliches Risiko für die öffentliche Gesundheit darstellt. Die Gefahr, dass diese resistenten Keime wieder auf den Menschen kommen, ist natürlich gegeben".
Noch stehen die Forscher vor einem Rätsel, warum Hunde in dem afrikanischen Land solche Bakterien beherbergen. "In Österreich würde mich das aufgrund der großen Nähe zwischen Mensch und Hund nicht wundern. In Ruanda ist die Beziehung ganz anders, da werden Hunde rund ums Haus oder an einem Feld als Wachhunde angekettet", so der Experte.
Resistente Keime auch bei Wiederkäuern
Im Gegensatz zu Hunden sei der Kontakt der Menschen in Ruanda mit Wiederkäuern, insbesondere Kühen, Ziegen und Schafen sehr eng. Rinder seien ein Statussymbol in Ruanda, aber die Menschen schlafen auch häufig in einem Raum mit Ziegen.
In mehreren Studien fanden die Wissenschafterinnen und Wissenschafter auch bei den Wiederkäuern antibiotika-resistente Bakterien. "Es zeigte sich etwa eine hohe Diversität und Prävalenz von Enterobakterien, die gegen Cephalosporine resistent waren", sagte Loncaric. Zur großen Gruppe der Enterobakterien zählen auch gefährliche Krankheitserreger, etwa der Lungen- und Beulenpest oder von Typhus. Angesichts der großen Nähe von Wiederkäuern und Menschen in Ruanda bedeute dieses Ergebnis "eine erhebliche Bedrohung für die Gesundheit von Mensch und Tier".
Ruf nach Überwachungsprogrammen
Die Studien sind die jüngsten Ergebnisse einer langjährigen Zusammenarbeit der Vetmeduni mit der University of Rwanda und dem mit österreichischer Unterstützung eingerichteten New Vision Veterinary Hospital in Musanze (Ruanda). Angesichts der Bedrohung der öffentlichen Gesundheit durch die Verbreitung von Antibiotika-Resistenzen sei ein gemeinsames und sektorübergreifendes Vorgehen von Human- und Veterinärmedizin notwendig. "Es wäre wichtig, nationale und globale One Health-Überwachungsprogramme einzurichten, um die Antibiotika-Resistenz-Krise in der Human- und Veterinärmedizin zu bewältigen", so Loncaric.
Eine vergleichbare, prospektive Studie wie in Ruanda haben die Forscherinnen und Forscher in Österreich bisher nur mit Methicillin-resistenten Staphylokokken bei Haustieren (Hunde, Katzen, Kaninchen) gemacht (2019). Auch dabei wurden resistente Keime nachgewiesen. Eine vergleichbare Studie mit S. aureus ist laut Loncaric in Vorbereitung.
(SERVICE - Studie mit Hunden: ; Studie mit Wiederkäuern: ; Studie mit Haustieren aus 2019: )
(APA)