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Rendi-Wagner erklärt Bedarf an Ärzten zu einer Priorität

Will nicht auf Basis einer "prekären Datenlage" Politik machen
Will nicht auf Basis einer "prekären Datenlage" Politik machen ©APA
Gesundheitsministerin Pamela Rendi-Wagner (SPÖ) hat den Bedarf an Ärzten zu einer ihrer Prioritäten erklärt. Sie habe den Auftrag erteilt, die Datenlage zu präzisieren, wie viele Medizin-Absolventen es tatsächlich gebe, wie viele davon Allgemeinmediziner oder Fachärzte werden und wie viele aus Österreich wieder weggehen, erklärte Rendi-Wagner am Dienstagabend in einer Diskussionsveranstaltung.

Derzeit gebe es von verschiedenen Stellen unterschiedliche Statistiken. Es gebe derzeit eine “prekäre Datenlage”, und auf dieser Basis “will ich nicht Politik machen”, sagte die Gesundheitsministerin. Wissen will sie etwa auch, warum Absolventen nach ihrem Studium Österreich verlassen. Auch die Demografie der Ärzteschaft will sie genauer untersuchen. Derzeit sei nur bekannt, dass rund 60 Prozent der Hausärzte bis 2025 in Pension gehen.

Genügend Ärzte, aber am falschen Platz

Einen ersten Bericht will Rendi-Wagner bis Ende Juni haben, um dann in der Sitzung der Zielsteuerungskommmission eine fundierte Diskussion führen zu können. Der emeritierte Rektor der Medizinischen Uni Wien, Wolfgang Schütz, meinte, dass es genügend Ärzte gebe, aber nicht alle am richtigen Platz seien.

Den Befund der zurückgetretenen Hauptverbands-Chefin Ulrike Rabmer-Koller, dass das Gesundheitssystem nicht reformierbar sei, wies die Ministerin zurück. Sonst hätte sie ihre Aufgabe nicht übernommen, sagte Rendi-Wagner. Als Belege dafür führte sie etwa den erst kürzlich geschlossenen neuen Zielsteuerungsvertrag bis 2021 und das in Begutachtung befindliche Gesetz für die neue Primärversorgung an.

Zukunftskonzept Primärversorgungszentren

Die geplanten Primärversorgungseinheiten sind für die Ministerin das Konzept der Zukunft. Sie zeigte sich überzeugt, dass damit einerseits den Patientenbedürfnissen nach einer wohnortnahen Versorgung mit langen Öffnungszeiten durch mutiprofessionelle Teams um den Hausarzt Rechnung getragen werde. Andererseits könnten damit auch die Arbeitsbedingungen für die Ärzte attraktiver gestaltet werden, die in Teams arbeiten können.

Patientenanwalt Gerald Bachinger bezeichnete das Argument der Ärztekammer als falsch, dass die Patienten ihre Vertrauensärzte verlieren würden. Im Gegenteil, diese hätten künftig mehr Zeit für die Patienten.

Drei-Klassen-Medizin

Schütz sieht in den Primärversorgungseinheiten auch eine Möglichkeit, der derzeitigen Drei-Klassen-Medizin zu begegnen, die es derzeit mit Kassenärzten, Wahlärzten und von den Patienten frei bezahlten Ärzten gebe. Außerdem trat der ehemalige Rektor für eine Reduzierung der Zahl der Spitäler und eine Spezialisierung ein. Die in den Spitälern frei werdenden Ärzte könnten dann in den Primärversorgungseinheiten arbeiten.

Schütz gab aber selbst zu bedenken, dass die Länder das bei den Spitalsärzten eingesparte Geld dann für die Primärversorgung zur Verfügung stellen müssten. Derzeit wird der niedergelassene Bereich ja von der Sozialversicherung finanziert.

Finanzierung aus einer Hand

Bachinger forderte deshalb auch, die schon lange diskutierte Finanzierung aus einer Hand als Ziel nicht aus den Augen zu verlieren. Die mit der letzten Reform geschaffene Zielsteuerung hält er nur für einen “Bypass”. Wichtig wäre, dass die Finanzierungs- und die Durchführungsverantwortung in einer Hand lägen, wie das auch das IHS schon 2008 vorgeschlagen habe. Wo dies geschehe, dafür gebe es verschiedene Modelle.

(APA)

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