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Reicht Putins Arm bis an den Bodensee? Liebherr beurlaubt Mitarbeiter mit Reichsbürgerkontakten

©APA/Liebherr
Die Liebherr-Aerospace im benachbarten Lindenberg, ein auf den Verteidigungssektor spezialisierter Zulieferer, hat einen langjährigen Mitarbeiter beurlaubt. Er steht im Verdacht, Kontakte zu russischen Institutionen zu unterhalten und der sogenannten Reichsbürger-Szene nahezustehen.

„Wir nehmen die Situation ernst und haben entsprechende interne Untersuchungen eingeleitet“, teilte das Unternehmen auf Anfrage der dpa mit.

Unternehmen reagiert auf Medienberichte

Auslöser der Maßnahme war ein Bericht der Stuttgarter Zeitung und Stuttgarter Nachrichten. Diese hatten zuvor recherchiert, dass der Mann Ende Juli bei einer Veranstaltung in der russischen Botschaft in Berlin fotografiert wurde – unter anderem vor Flaggen mit dem umstrittenen "Z"-Symbol, das als Unterstützung des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine gilt.

Eine Gruppe – unter ihnen der betroffene Mitarbeiter – bei einem Besuch in der russischen Botschaft Berlin Ende Juli 2025. ©Russische Botschaft Berlin

Auf weiteren Bildern ist er in Zusammenhang mit der Druschba-Bewegung zu sehen, einer Gruppe, die laut Verfassungsschutz pro-russische Propaganda verbreitet.

Auch auf diesem Foto der umstrittenen Druschba-Bewegung soll laut Stuttgarter Zeitung der betroffene Mitarbeiter zu sehen sein. ©Ministerium für internationale und interregionale Beziehungen der Region Nischni Nowgorod

Keine geheimen Projekte, aber interne Sicherheitsvorgaben

Laut Unternehmensangaben entwickelt und fertigt Liebherr-Aerospace Lindenberg integrierte Systeme wie Fahrwerks-, Flugsteuerungs- und Betätigungssysteme für Flugzeuge und Hubschrauber aller großen Hersteller. Das Unternehmen sei jedoch "nicht an Projekten beteiligt, die der Geheimhaltung unterliegen." Deshalb würden gesetzlich vorgeschriebene Sicherheitsüberprüfungen nach dem Sicherheitsüberprüfungsgesetz (SÜG) nicht durchgeführt.

Trotzdem gelten interne Schutzmaßnahmen: Alle Mitarbeitenden müssen eine Verschwiegenheitsverpflichtung im Arbeitsvertrag unterzeichnen und eine Schulung zum Umgang mit vertraulichen Daten absolvieren. Der beurlaubte Mitarbeiter, der 2011 als strategischer Einkäufer begann und seit 2021 in der Kostenanalyse tätig ist, habe "keinen Zugriff auf strategische oder sicherheitsrelevante Daten" gehabt.

"Kein Kommentar"

Der bayerische Verfassungsschutz wollte sich mit Verweis auf die Persönlichkeitsrechte nicht zu dem Fall äußern. Die russische Botschaft in Berlin erklärte, ihre Veranstaltungen seien öffentlich und würden von Hunderten Menschen besucht. Dabei würden keine personenbezogenen Daten der Gäste gesammelt.

Liebherr-Aerospace Lindenberg – Zahlen und Fakten

  • Gründung: 1960
  • Mitarbeiter:innen: rund 2830
  • Gesamtfläche: 160.000 m²
  • Überbaute Fläche: 82.000 m²
  • Schwerpunkt: Entwicklung und Fertigung von Fahrwerks-, Flugsteuerungs- und Betätigungssystemen für Flugzeuge und Hubschrauber
  • Kunden: alle großen internationalen Flugzeug- und Hubschrauberhersteller
  • Unternehmensgruppe: Teil der Liebherr-International AG mit Sitz in Bulle, Schweiz

(VOL.AT)

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