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Regisseur Milos Forman wird 70

Der tschechisch-amerikanische Regisseur Milos Forman, Schöpfer der Kinoklassiker „Einer flog über das Kuckucksnest“ und „Amadeus“, feiert seinen 70. Geburtstag.

Etwas Glück gehört wohl zu jeder Karriere in der Filmbranche, Begabung und Können allein machen einen Regisseur nicht automatisch zum zweifachen Oscar-Preisträger. Milos Forman, Schöpfer der Kinoklassiker „Einer flog über das Kuckucksnest“ und „Amadeus“, hatte dieses Glück 1975 in Form eines Päckchens, in dem ein Buch lag, „von dem ich noch nie gehört hatte, verfasst von einem Autor, den ich nicht kannte“, wie Forman später erzählt hat. Der gebürtige Tscheche, der Amerikaner wurde, wird 70 Jahre alt.

Mit dem für heutige Hollywood-Verhältnisse lächerlich geringem Etat von zwei Millionen Dollar (2,31 Mill. Euro/31,8 Mill. S) und Jack Nicholson in der Hauptrolle wurde „Einer flog über das Kuckucksnest“, der Film über eine Psychiatrie-Station in den fünfziger Jahren 1976, mit den fünf wichtigsten Oscars ausgezeichnet, ein fast beispielloser Triumph. Doch Forman gelang neun Jahre später noch mehr: Mit acht Auszeichnungen der US-Filmakademie für seinen mitreißenden Mozart-Film „Amadeus“ stieg er endgültig in den Regie-Olymp auf. Beide Filme waren nicht nur künstlerisch überzeugend, sondern auch weltweite Kassenschlager. Forman hatte bewiesen, wie man auf dem schmalen Grad zwischen Kunst und Kommerz balancieren kann.

Nicht nur im kulturellen Bereich erwies sich der Regisseur als Wanderer zwischen den Welten. Geboren 1932 im mittelböhmischen Caslav, verliert Forman den Vater in Auschwitz, die Mutter stirbt im KZ Buchenwald. Mit 18 schreibt sich der verwaiste Jüngling an der Prager Filmakademie ein, wird Dramaturg beim Fernsehen und legt 1963 mit der Komödie „Der schwarze Peter“ seinen ersten Spielfilm vor. Die Filme „Die Liebe einer Blondine“ (1965) und „Der Feuerwehrball“ (1967), bissige Kleinbürgersatiren, machen auch auf westlichen Festivals Furore.

Die militärische Niederschlagung des „Prager Frühlings“ treibt auch Forman aus dem Land, er wandert in die USA aus und will Hollywood erobern. Dort aber hat niemand auf ihn gewartet, schwere Jahre folgen für den Emigranten. Als er 1971 schließlich mit der sarkastischen Drogenchronik „Take Off“ seinen ersten amerikanischen Film vollendet hatte, wurde der in Europa bejubelt, in den USA selbst aber wollte ihn niemand sehen. Nach dem sensationellen Durchbruch mit „Einer flog über das Kuckucksnest“ landete Forman 1979 mit der Leinwandversion des Hippie-Musicals „Hair“ einen Flop.

Gleiches geschah auch nach „Amadeus“, als sein historisches Sittendrama „Valmont“ 1989 in direkter Konkurrenz mit Stephen Frears „Gefährliche Liebschaften“ – beide Filme basierten auf der selben literarischen Vorlage – zu spät in die Kinos kam und außerdem nicht von gleicher Qualität war. Nach langer Pause meldete sich Forman 1996 spektakulär mit dem Streifen „Larry Flint“ zurück, der authentischen Geschichte des legendären Porno-Verlegers. Und 1999 porträtierte der Regisseur in dem Fernsehkomiker-Drama „Der Mondmann“ einen weiteren Außenseiter. Beide Filme wurden heftig diskutiert, Kassenmagneten waren sie nicht.

Aber Milos Forman, in dritter Ehe verheiratet und Vater von vier Söhnen, kann inzwischen für den Nachruhm arbeiten. Seine Memoiren, 1994 in Deutschland unter dem Titel „Rückblende“ erschienen, hat er bereits verfasst, die tschechische Stadt Podebrady ernannte ihn, der einstmals dort zur Schule ging, 1999 zum Ehrenbürger und überall auf den großen Festivals der Welt ist Forman ein willkommener, hoch geachteter Gast. Und für einige ungewöhnliche Filme ist der Mann, dessen Weg von der Moldau nach Hollywood führte, gewiss noch gut.

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