AA

Regierung will Infra-Großprojekte auch ohne Umweltverträglichkeitsprüfungen durchwinken

Zum vergleich: Die UVP der dritten Piste des Flughafens Wien-Schwechat ist auch nach 17 Jahren noch nicht entschieden.
Zum vergleich: Die UVP der dritten Piste des Flughafens Wien-Schwechat ist auch nach 17 Jahren noch nicht entschieden. ©APA/HELMUT FOHRINGER
Nach Regierungspläne sollen zukünftig größere Infrastrukturprojekte nach Verstreichen einer 9-monatigen Frist für Umweltverträglichkeitsprüfungen automatisch genehmigt werden, sofern es dazu noch keine eindeutige Entscheidung gibt. Zum Vergleich: Die dritte Piste des Flughafens Wien-Schwechat ist auch nach 17 Jahren noch nicht entschieden.

Die Bundesregierung will künftig sicherstellen, dass als vorrangig definierte Großprojekte im öffentlichen Interesse rasch genehmigt werden. Der Entwurf für das Standortentwicklungsgesetz, der demnächst in Begutachtung gehen soll, sehe vor, dass ein solches Vorhaben automatisch genehmigt ist, wenn die 9-monatige UVP-Frist und der 6-monatige Instanzenzug enden, schreibt der “Standard”.

Großverfahren dauern Jahre

Der Sprecher des Wirtschaftsministeriums sagte dazu auf APA-Anfrage, der Entwurf sei noch nicht fertig. Ziel sei es, ihn nächste Woche im Ministerrat einzubringen. Richtig sei, dass eine Frist geplant sei, nach deren Ablauf wichtige Projekte automatisch genehmigt werden. Diese werde aber länger sein, als die gesetzlichen Fristen für UVP und Instanzenzug, es werde eine “ausreichende” Frist geben. Der Regierung gehe es um eine Beschleunigung von Großverfahren, die heute manchmal viele Jahre dauern.

Durchschnittliche Dauer von 18,4 Monaten

Fristen gibt es bei Umweltverträglichkeitsprüfungen (UVP) auch jetzt schon, dennoch dauern sie oft viele Jahre. Die dritte Piste für den Flughafen Wien ist auch nach 17 Jahren noch nicht rechtskräftig entschieden. Durchschnittliche Verfahren dauerten 2016 allerdings nur 18,4 Monate vom ersten Antrag bis zur Entscheidung beziehungsweise sieben Monate ab dem Moment in dem alle Dokumente vollständig waren, so der “Standard” unter Berufung auf das Umweltbundesamt.

Auch private Projekte von “wirtschaftlicher Bedeutung” betroffen

Vorrangig und im besonderen öffentlichen Interesse könnten Straßen, Bahnlinien, Stromnetze, Kraftwerke aber auch private Projekte sein. Sie müssten eine wirtschaftlich herausragende Bedeutung haben. Vorschlagen könnten solche Projekte Ministerien und Landeshauptleute, ein Expertengremium solle sie prüfen, die Regierung würde zwei Mal im Jahr entscheiden, welche Großvorhaben von besonderer Bedeutung sind und diese per Verordnung festlegen, schreibt der “Standard”.

Umweltorganisationen gegen Gesetzesvorschlag

Die Umweltorganisationen laufen bereits auf Basis der heutigen “Standard”-Berichterstattung Sturm gegen den Vorschlag. “Das Vorhaben ist sicher verfassungs-und europarechtswidrig”, heißt es etwa in einer Einschätzung des Ökobüros. Die Regierung plane einen “massiven Anschlag auf Natur- und Umweltschutz”, heißt es ein einer Aussendung des WWF.

(AAP/red)

  • VIENNA.AT
  • Wien
  • Regierung will Infra-Großprojekte auch ohne Umweltverträglichkeitsprüfungen durchwinken
  • Kommentare
    Kommentare
    Grund der Meldung
    • Werbung
    • Verstoß gegen Nutzungsbedingungen
    • Persönliche Daten veröffentlicht
    Noch 1000 Zeichen