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Regierung läßt Kontos sperren

Nach Argentinien werden nun auch Uruguays Sparer bis zu drei Jahre auf die Freigabe ihrer Bankguthaben warten müssen. Das sieht ein Notplan der Regierung vor.

Das sieht ein Notplan der Regierung von Präsident Jorge Batlle zur Rettung des Bankensystems vor. Die mehrtägigen Plünderungen flauten unterdessen ab. In der Hauptstadt Montevideo sorgten bis zu 5.000 Polizisten für Ordnung.

Wirtschaftsminister Alejandro Atchugarry teilte am Samstag (Ortszeit) mit, dass „der Direktivrat des IWF die Vorschläge Uruguays positiv aufgenommen hat und sich mit ihnen formell am Mittwoch befassen“ werde. Zur Überbrückung habe die Regierung die USA um einen Kredit in Höhe von 1,5 Milliarden Dollar (1,52 Mrd. Euro) gebeten, damit die seit vergangenen Dienstag geschlossenen Banken schon bald wieder öffnen könnten. Allerdings besucht US-Finanzminister Paul O’Neill am Dienstag Uruguay und es galt als wahrscheinlich, dass eine Einigung erst am Mittwoch und damit die Voraussetzung für die Öffnung der Banken erst am Donnerstag gegeben sein könnten. Ursprünglich sollten die Banken schon an diesem Montag wieder öffnen.

Sein Plan sei die einzige Lösung für die Probleme Uruguays, erklärte Atchugarry. Nur auf diese Weise könne das Vertrauen in die Wirtschaft des Landes wiederhergestellt werden. Die betroffenen Anleger sollen Zinsen für ihr Guthaben erhalten; Kunden von privaten Banken haben weiterhin uneingeschränkt Zugriff auf ihre Konten. Atchugarry erklärte, die Verhandlungen mit dem Internationalen Währungsfonds (IWF) über Finanzhilfen machten Fortschritte.

Das Programm „Stabilitätsfonds für das Bankensystem“ sollte vom Parlament noch am Wochenende mit der Mehrheit der Regierungskoalition aus Colorado-Partei und Nationaler Partei verabschiedet werden. Es sieht die Einfrierung der Dollar-Festgelder in den staatlichen Banken, der Banco de la Republica und der Banco Hipotecario, vor. 25 Prozent der Gelder würden nach einem Jahr, 35 Prozent nach zwei Jahren und die restlichen 40 Prozent nach drei Jahren wieder verfügbar werden. Währenddessen sollen die Gelder mit einem über dem jeweiligen Marktniveau liegenden Zinssatz versehen werden. Zudem werde die Banco Hipotecario faktisch in die Banco de la Republica integriert.

Die Geschäftsbank Montevideo-Caja Obrera, deren Geschäfte bereits ausgesetzt waren, werde aufgelöst, sagte der Wirtschaftsminister weiter. Den Banken Comercial und De Credito, die sich ebenfalls in Schwierigkeiten befänden, werde noch eine Gnadenfrist eingeräumt, während derer sie ihre Zahlungsfähigkeit unter Beweis stellen müssten.

Zu den Plünderungen war es im Anschluss an die Bankenschließung gekommen. Vor allem Arbeitslose und Hungernde aber auch Trittbrettfahrer raubten Essen, das sie sich sonst nicht leisten konnten. Die Polizei nahm mindestens 30 Menschen fest. Uruguay leidet seit vier Jahren unter einer schweren Wirtschaftskrise und den Schockwellen des wirtschaftlichen Zusammenbruchs im Nachbarland Argentinien. Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) wird dieses Jahr schätzungsweise um fünf Prozent fallen und die Arbeitslosigkeit beträgt etwa 16 Prozent.

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