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Regierung bei Sommerschulpflicht bei Deutschdefiziten einig

Die Teilnehmerzahl der Sommerschule könnte sich verdoppeln
Die Teilnehmerzahl der Sommerschule könnte sich verdoppeln ©APA/THEMENBILD
Für Schülerinnen und Schüler mit Problemen in der Unterrichtssprache Deutsch wird der Besuch der Sommerschule in den letzten beiden Ferienwochen ab nächstem Jahr Pflicht. Das Konzept soll deshalb an die Bedürfnisse dieser Zielgruppe angepasst werden, der entsprechende Ministerratsvortrag wurde am Mittwoch von der Regierung beschlossen.

Die Sommerschule war 2020 ursprünglich eingeführt worden, um Kinder und Jugendliche mit coronabedingten Lernrückständen beim Lernen zu unterstützen. Seit 2022 steht das Angebot auch Schülerinnen und Schülern mit besonderen Interessen und Begabungen offen, insgesamt 37.400 haben es zuletzt genutzt.

Ab Sommer 2026 sollen nun, wie im Regierungsprogramm angekündigt, außerordentliche Schülerinnen und Schüler verpflichtend in die Sommerschule gehen müssen. Für das heuer noch freiwillige Angebot waren nur 7.800 der Kinder mit Deutschförderbedarf angemeldet, die ab Sommer 2026 geplante Verpflichtung würde rund 49.000 Kinder betreffen. Kommt man dennoch nicht zum Unterricht, soll das als Schulpflichtverletzung gelten und mit Verwaltungsstrafen bis zu 1.000 Euro geahndet werden.

Flexible Standorte, flexible Gruppen

Durch flexible Gruppenzusammensetzung sollen die Schüler mit Deutschdefiziten laut Unterlage des Bildungsministeriums in der Sommerschule künftig auf ihren Förderbedarf abgestimmte intensive Sprachförderung bekommen. Wo dieser Unterricht stattfindet, sollen die Bildungsdirektionen flexibel je nach regionalen Gegebenheiten festlegen können. Die Beförderung der Schüler zum Sommerschul-Standort soll organisiert werden. Auch Schulpsychologinnen und -psychologen können schon für das Angebot in den letzten beiden Ferienwochen angefordert werden.

Außerdem wird das Personal laut Ministerratsvortrag an den geänderten Bedarf angepasst, immerhin geht das Ministerium von einer Verdopplung der Teilnehmerzahlen durch die Sommerschul-Pflicht aus. Künftig sollen etwa auch Lehrerinnen und Lehrer für Deutsch als Fremd- oder Zweitsprache und pensionierte Pädagoginnen und Pädagogen eingesetzt werden. Bildungsminister Christoph Wiederkehr (NEOS) hat bereits angekündigt, Lehrer notfalls auch zum Unterricht in der Sommerschule zu verpflichten, sollte es wider Erwarten nicht ausreichend freiwillige Meldungen geben. Heuer haben in der Sommerschule österreichweit 4.000 Lehrer und 1.600 Studierende unterrichtet.

Weiter auch freiwilliger Besuch möglich

Wie bisher soll die Sommerschule auch weiterhin freiwillig besucht werden können, um dort Lerndefizite aufzuholen, den Stoff zu vertiefen oder Begabungen zu fördern. Außerdem will die Regierung ganztägige Angebote vorantreiben.

Wiederkehr nannte die Pflicht-Sommerschule einen "Beitrag zu mehr Chancengerechtigkeit", indem Schüler mit Deutschproblemen noch vor dem offiziellen Schulstart aufholen können. Auch SPÖ-Staatssekretärin Michaela Schmidt sprach von einem zusätzlichen Angebot, um die Kinder gezielt zu fördern. Integrationsministerin Claudia Plakolm (ÖVP) erwartet sich davon auch eine "echte Entlastung" der Lehrer für den Regelunterricht. Die Industriellenvereinigung sprach in einer Aussendung von einem wichtigen Schritt zur Stärkung der Deutschkompetenzen, die Voraussetzung für Integration und eine erfolgreiche Berufslaufbahn seien. Im nächsten Schritt müssten jetzt aber rasch die Deutschförderklassen umfassend reformiert werden.

(APA)

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