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Regeldiskussionen nach heißem Westderby

Nach der Beglaubigung der Partie Austria Lustenau - Wacker Innsbruck (2:3) wollen die Vorarlberger das Protestkomitee bemühen.

“Wir werden unseren Einspruch schon am Dienstag schriftlich einreichen”, kündigte Lustenau-Präsident Hubert Nagel unmittelbar nach der Entscheidung an und fordert eine Neuaustragung. Referee Stefan Meßner hatte im Westderby zunächst Wacker-Spieler Rene Gsellmann nach einem Foul als Übeltäter entlarvt, die Gelbe Karte aber dessen Club-Kollegen Andreas Schrott gezeigt. Wenig später sah Schrott von Meßner eine zweite Gelbe, folglich Gelb-Rot. Von einem seiner Assistenten auf den Fehler hingewiesen nahm er den Ausschluss wieder zurück.

DDr. Gerhard Kapl klärt auf
Auf sportal.at-Anfrage war bis Dienstag Mittag noch kein Antrag von Lustenau abgeschickt. Doch es wird von den Vorarlbergern keinen Rückzieher geben: “Wir sind derzeit beim Ausformulieren. Wir sind zu hundert Prozent sicher, dass dem Protest stattgegeben wird.” Nagel stützt sich auf eine FIFA-Bestimmung, nach der ein Schiedsrichter keine Entscheidung nach Wiederanpfiff revidieren darf. Allerdings war die Gelbe Karte für den Innsbrucker Andreas Schrott sichtlich falsch. Was gilt nun?

“Das Zeigen einer Gelben Karte ist eine Tatsachenentscheidung”, klärt der Uefa-Chief Inspector Gerhard Kapl auf. “Auch wenn Meßner sie Gsellmann zeigen wollte, entscheidend ist, welcher Spieler sie dann sieht.” Und genau gegen diese Rücknahme protestiert nun Lustenau. “Ich habe noch nie gehört, dass man eine Entscheidung nach zehn Minuten zurücknehmen kann. Unmittelbar danach schon, aber nicht zehn Minuten später”, zeigt Nagel kein Verständnis für die Urteilsbegründung der Bundesliga.

Neuaustragung nicht zwingend
Hier erhält der Lustenau-Präsident Zustimmung von Kapl: “Das Zurücknehmen der Gelben war eine Regelverletzung.” Spricht nun alles für eine Neuaustragung der Partie? Kapl legt Wert darauf, dem Komitee nicht vorgreifen zu wollen, erklärt aber gegenüber sportal.at die Voraussetzungen: “Es braucht einen Nachweis, dass ein Nachteil vorhanden war.” Genauer gesagt: Einen Nachteil geltend zu machen, der erst auf einer falschen, aber später zurückgenommenen Entscheidung beruht, ist in diesem Fall rechtlich nicht abgesichert. Denn nicht jeder Regelverstoß führt automatisch zu einer Neuaustragung.

In Vorarberg will man jedenfalls den Fall “bis zum Schluss ausjudizieren”. Und pocht auf die FIFA-Regeln, die laut Nagel: “keine andere Entscheidung zulassen.” Jedenfalls scheint der Frust nach dem verlorenen Westderby und der bisher mageren Saisonbilanz (elfter Platz mit 3 Punkten nach fünf Runden) tief zu sitzen. Zusätzlich zur Karten-Problematik protestierten die Vorarlberger ein angeblich unsportliches Verhalten von Walter Kogler. Der Innsbruck-Trainer soll einen Lustenau-Spieler bei einem schnellen Einwurf behindert haben. Ebenso gibt das Verhalten einiger Gästefans Anlass zu klagen. Nach dem Spiel kam es zu Auseinandersetzungen mit der Polizei.

Reformbedürftige Fifa-Regeln
In Innsbruck herrscht jedoch Gelassenheit. “Die Rücknahme einer falschen Entscheidung kann doch nicht zu einer Neuaustragung führen”, schüttelt Wacker Innsbruck-Rechtsreferent Christian Kurz den Kopf. “Unsportlich”, mit einem Wort charakterisiert er die Protestwelle aus Lustenau. Auch dem Vorwurf gegenüber Kogler kann er wenig abgewinnen: “Es kommt auch darauf an, wie sich die Spieler gegenüber der Gästebank verhalten”. Und die Ausschreitungen? “Die wurden ausgelöst durch einen polizeibekannten Bregenzer Provokateur, der mit der Innsbrucker Fanszene nichts zu tun hat”, so Kurz.

Was bleibt also nach diesem heißen Westderby? Zumindest eine interessante Regeldiskussion, nennt doch Kapl die Rücknahme der Gelben Karte grundsätzlich als “vernünftig” aber zu einem falschen – nämlich zu spät – Zeitpunkt. Der Schiedsrichterexperte weist  daraufhin, dass streng den Regeln nach, die Rücknahme unzulässig war. “Inhaltlich richtig, aber dennoch ein Regelverstoß”, so Kapl zusammenfassend. Unabhängig davon, ob es nun zu einer Neuaustragung kommt, in den FIFA-Regeln ist hier wohl keine unanfechtbare Lösung vorgesehen.

Sportal/Clemens Schotola
Mehr Infos zum diesem Thema auch unter www.sportal.at

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