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Refco lässt BAWAG abblitzen

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Sonntag Abend kehrte BAWAG-Chef ohne „den Deal“ von London nach Wien zurück. Er war nach London geflogen, um mit den Anwälten der amerikanischen Refco-Gläubiger über einen außergerichtlichen Vergleich zu verhandeln, bevor der Sammelklage statt gegeben wird.

Der
Wiener Gewerkschaftsbank droht in New York eine Klage über 1,3 Mrd.
Dollar, umgerechnet mehr als 1 Mrd. Euro. Diese Mega-Klage will die
Bank den Refco-Gläubigern möglichst vorher schon abkaufen. Denn
dieses Milliardenrisiko macht einen Verkauf der Bank unmöglich.

Die Verhandlungen um eine außergerichtliche Streitbeilegung mit
den amerikanischen Refco-Gläubigern sind „vorerst beendet“,
bestätigte die BAWAG am Abend gegenüber der APA, die Gespräche seien
aber nicht abgebrochen, sie würden fortgesetzt. Am 1.
Mai werden die Aufsichtsräte mit dem aktuellen Stand und vor allem
neuen Lösungsversuchen befasst.

Beide Seiten bemühten sich weiter um eine Lösung. Beide Parteien
müssten dafür aber vorher wieder ihre Gremien befassen, so der
BAWAG-Sprecher zur APA.

Inhaltlich wurde nichts über den Grund des heutigen vorläufigen
Scheiterns bekannt gegeben. Also auch nicht, um wie viel die BAWAG
den US-Gläubigern zu wenig geboten haben soll.

Die US-Refco-Gläubiger wollen von der BAWAG 1,3 Mrd. Dollar, also
rund eine Milliarde Euro. Die BAWAG hat zunächst angeblich bis zu 400
Mio. Euro geboten, dann war in Finanzkreisen von einer halben
Milliarde bzw. etwa 600 Mio. die Rede gewesen. Auch führende
Regierungsmitglieder sollen sich als Vermittler bemühen.

Von Regierungsseite wurde am Sonntag mehrfach versichert, dass man
bemüht ist, die Gewerkschaftsbank BAWAG im Krisenfall zu retten. Die
BAWAG ist Österreichs viertgrößte Bank. Sie hat fast eineinhalb
Millionen Kunden. Steuergelder für eine BAWAG-Sanierung schloss
allerdings Vizekanzler Hubert Gorbach (B) aber vorweg aus.

Von Bundeskanzler Wolfgang Schüssel (V) abwärts arbeiteten Leute
seit einigen Tagen hinter verschlossenen Türen, bestätigte am Sonntag
in der ORF-Pressestunde Wirtschaftsminister Martin Bartenstein (V)
Lösungsversuche auf höchster Ebene. In die Beratungen seien die
Notenbank, der Finanzminister, ÖGB, Bank und Kreditwirtschaft
eingebunden, heißt es. Finanzminister Karl Heinz Grasser (V)
bestätigte ebenfalls, dass man in nächtelangen Sitzungen gemeinsam
mit der neuen Bankspitze und den nunmehrigen ÖGB-Verantwortlichen
„alles unternimmt, um im Interesse der kleinen Sparer, der
BAWAG-Beschäftigten und des Finanzplatzes Österreich eine Lösung der
großen Probleme zu erreichen“.

Ohne eine Einigung mit den US-Gläubigern und mit weiter offenen
Prozessrisiken durch drohende amerikanische Sammelklagen wäre die
BAWAG unverkäuflich. Und ohne Aussicht auf eine Klärung des
Milliarden-Streits mit den Amerikanern sei auch die akute
BAWAG-Vertrauenskrise in Österreich – mit dem schon bisher
drastischen Spareinlagenabfluss – nicht beizulegen, verlautet von
Finanzkreisen gegenüber der APA. Gesucht wird ein Modus zur
Problemlösung, vor allem auch vor Schalteröffnung am Dienstag. Hat
die Bank keine beruhigenden Worte für die Anleger, sei nach dem
Feiertag übermorgen früh mit einem weiteren Run auf die Bankschalter
zu rechnen. Viele frustrierte und besorgte Sparer haben in den
letzten Tagen ihre Konten bei der Gewerkschaftsbank aufgelöst.

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