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Recycling von Kunststoffverpackungen: Was Österreich besser machen muss

Österreich muss beim Recycling von Kunststoffverpackungen besser werden.
Österreich muss beim Recycling von Kunststoffverpackungen besser werden. ©Pixabay (Sujet)
Laut der Europäischen Union sollte Österreich die Recyclingquote von Kunststoff auf 50 Prozent erhöhen. Dafür sind Verbesserungen im Verpackungsdesign, der Trennung und der Materialaufbereitung notwendig, erklärte die Forscherin Silvia Apprich.
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Laut der EU-Verpackungsverordnung, die im Februar in Kraft trat, soll bis 2025 die Hälfte der Kunststoffverpackungen recycelt werden. Derzeit liegt die Recyclingquote in Österreich bei nur 25 Prozent, hauptsächlich beschränkt auf PET-Flaschen. Besonders problematisch sind Polyolefine wie Polyethylen und Polypropylen, von denen lediglich 13,5 Prozent recycelt werden.

Vermischte Kunststoffe bereiten Probleme beim Recycling

Joghurtbecher und Waschmittelflaschen bestehen beispielsweise aus solchen Kunststoffen. Oft werden diese miteinander kombiniert, damit sie für eine probate Verpackung taugen und etwa keinen Wasserdampf oder Sauerstoff durchlassen, so die Verpackungstechnologin: "Ab dem Moment, wo man Kunststoffe mischt, kann man sie aber nicht mehr normal mechanisch trennen." Außerdem sind sie teilweise stark bedruckt oder haben aufgeklebte Papieretiketten. "Deren Faserrückstände stören die mechanischen Eigenschaften des wieder aufbereiteten Kunststoffes irrsinnig", sagte Apprich. Die Verpackungsdesigner sollten demnach mehr darauf achten, dass ihre Kreationen gut recycelbar sind. "Es würde beispielsweise sehr helfen, wenn bei einer Waschmittelflasche der Stöpsel aus demselben Material ist wie der Rest der Flasche", erklärte sie: "Damit vermeidet man schon einmal die Vermischung der Materialien, und braucht sie nicht mehr aufwendig trennen."

Recycling von Kunststoffverpackungen: Auch "Rezyklate" bereiten Probleme

Dass sowohl Lebensmittel wie Joghurt und Chemikalien wie Waschmittel in Polyolefine gefüllt werden, bereitet zusätzlich Probleme. "Waschmittel enthalten wahnsinnig viele Duft- und Aromastoffe, die in den Kunststoff der Verpackung dringen und dort verbleiben", sagte sie: "Man kriegt sie und die klassischen Waschmittelgerüche nicht mehr effektiv aus dem Material." Das heißt, ohne teure Heißwäsche oder ein Vakuum-Entduften kann man den recycelten Kunststoff nicht mehr für Lebensmittelverpackungen nutzen, weil sonst das Joghurt darin nach frischer Wäsche "duftet".

In Zukunft könnte man die Lebensmittel- und Nicht-Lebensmittelverpackungen vielleicht mithilfe Künstlicher Intelligenz (KI) in den Recyclingströmen trennen, so Apprich: "In einem Versuch, den wir kürzlich durchgeführt haben, war die KI dazu aber noch nicht durchgängig in der Lage." "Bei diesen Kunststoffen ist die Sicherheitsbewertung außerdem nicht so klar wie etwa bei PET-Flaschen", sagte die Expertin: "Das heißt, es ist noch nicht ganz sicher, ob aus ihren Rezyklaten nichts ins Lebensmittel übergehen kann, das potenziell gesundheitsgefährdend wäre."

EU-Vorgabe für Recycling von Kunststoffverpackungen derzeit unerreichbar

Die vorgegebenen 50 Prozent Recyclingquote für Kunststoffe sind "als Vorgabe schon sehr hoch", erklärte sie. Dafür müsste man sehr viel ändern und investieren. Solche Investitionen wären schwer zu stemmen, weil Verpackungen nur wenig Geld kosten dürfen, also etwa eine Lebensmittelhülle "im Cent-Bereich" bleiben sollte. Hierzulande gibt es aber eindeutig viel Luft nach oben: "Österreich ist in Europa im unteren Bereich", berichtete Apprich. So wird man wohl auch nicht so rasch die 55 Prozent bei der Kunststoff-Recyclingquote erreichen, die von der EU ab dem Jahr 2030 vorgegeben sind.

Das 18. Forschungsforum der österreichischen Fachhochschulen (FH) findet am 7. und 8. Mai am FH Campus Wien zum Thema "Doing Research - Shaping the Future" (Forschen, um die Zukunft zu formen) statt. FH-Forscherinnen und -Forscher aus ganz Österreich referieren dort über ihre Arbeiten etwa zu Künstlicher Intelligenz, ressourcenschonendem Bauen, gerechter Gesundheitsversorgung, nachhaltigem Tourismus und eben den Schwierigkeiten mit Polyolefinverpackungen.

(APA/Red)

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