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Rebellen werden nie müde

Robert Altman wird 80. Er gilt als der bissigste Hollywood-Rebell mit Ausdauer: Mit den Regieanweisungen für die Helden der Fernsehserie "Bonanza" fing eine der rebellischsten Hollywood-Karrieren an.

Mit einer Golden-Globe-Trophäe für die Inszenierung der bissigen Gesellschaftssatire „Gosford Park“ in 2002 ist der Höhenflug von Altmeister Robert Altman längst noch nicht beendet. Der amerikanische Regisseur, der mit kritischem Blick und gnadenlosem Geschick die Neurosen der westlichen Welt entlarvt, feiert an diesem Sonntag (20. Februar) seinen 80. Geburtstag. Wie sein Oscar-nominierter „Million Dollar Baby“-Kollege Clint Eastwood, der bald 75 wird, ist Altman mit den Jahren zur Hochform aufgelaufen.

Neben einem Opern-Projekt in Chicago mischt Altman derzeit das Cast für „Paint“ zusammen. Sein geplanter Komödienthriller dreht sich um dunkle Intrigen in der New Yorker Kunstszene. Für „A Prairie Home Companion“, sein laufendes Projekt über eine populäre amerikanische Radioshow, hat er bereits hochkarätige Stars wie Meryl Streep, Michelle Pfeiffer, Kevin Kline, Lyle Lovett und Tom Waits verpflichtet. Vermutlich wieder zu Spott-Preisen. Der meist in New York lebende Regisseur hat unter Hollywoods Elite so viele Verehrer, dass sie immer wieder für eine kleine Gage in seinen Ensemble-Stücken auftreten. Wie Julia Roberts und Bruce Willis 1992 in „The Player“, einem satirischen Abgesang auf Hollywood. Oder ein Jahr später Jack Lemmon und Julianne Moore in dem brillanten Episodenfilm „Short Cuts“, den Altman für seine beste Arbeit hält.

Fünf Mal war Altman bereits für einen Oscar nominiert – immer ging er leer aus. Doch dafür sammelte er im Ausland Trophäen und Fans. Gleich für einen seiner ersten Filme – die Militär-Satire „M *A*S*H“ – holte er sich 1970 die Goldene Palme in Cannes. 25 Jahre später wurde er dort zum Ritter der französischen Ehrenlegion geschlagen. Mit „Nashville“, einer bissigen Satire über das Musikgeschäft, präsentierte Altman 1975 sein inzwischen zum Markenzeichen gewordenen Ensemble-Stil, bei dem er Dutzende von Personen und Schicksale miteinander verflechtet.

So bunt und verstrickt wie seine Leinwand-Storys war Altmans eigener Werdegang. Der Sohn eines Versicherungskaufmanns versuchte sich nach Ende des Zweiten Weltkriegs, in dem er als Bomberpilot eingesetzt war, als Ingenieur, Geschäftsmann und Erfinder. Eine Hunde-Tätowiermaschine zählt zu seinen glücklosen Ideen. In seiner Heimatstadt Kansas City verdiente er als Dokumentar- und Industriefilmer den Lebensunterhalt, bevor er in den 50er Jahren den Sprung nach Hollywood wagte. Dort fiel er Alfred Hitchcock auf, der ihn für seine Fernsehserie „Alfred Hitchcock Presents“ als TV-Regisseur engagierte.

Schauspieler Tim Robbins, der in „The Player“ als aalglatter Filmproduzent glänzte, lobte einmal treffend, dass sich Altman nie „die Fesseln von Regeln“ anlegte. Schon gar nicht die der großen Filmstudios. So scherzte Altman in einem Interview über sein Verhältnis zu Hollywood: „Wir haben wirklich nichts gegeneinander. Sie verkaufen Schuhe, ich mache Handschuhe.“ Einen Produktionsstopp plant der ergraute Meister und siebenfache Vater nicht. Der Ruhestand würde bei ihm erst mit dem Tod eintreten, sagte er unlängst. Filme drehen sei die einmalige Gelegenheit, viele Leben zu führen.

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