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Reales Räuber & Gendarm-Spiel

Ab Juni soll auf der bekanntesten Straße Wiens, der Kärntner Straße, die orange "Private City Patrol" für Recht und Ordnung sorgen.
Private City Patrol
Fühlen Sie sich durch diese Privat-Sheriffs sicherer?
Ja, denn sie schrecken Räuber ab
Na, ich bin mir nicht ganz sicher
Nein, habe mehr Angst vor den Sheriffs als vor Räubern
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In der Wiener Innenstadt wird es ab 1. Juni einen privaten Streifendienst geben. Das schreibt die Tageszeitung „Kurier“ in ihrer Mittwochsausgabe. Demnach sollen Bedienstete einer Sicherheitsfirma durch die Kärntner Straße patrouillieren. Dieser Wunsch kam laut „Kurier“ von den dort ansässigen Kaufleuten, die auch die Kosten dafür übernehmen.

Mit der Wiener Polizei seien bereits so genannte Einsatz-Spielregeln festgelegt worden. Die „Privat-Sheriffs“ werden in orangen Jacken mit der Rückenaufschrift „Private City Patrol“, Schirmkappen und Sportschuhen auftreten. Handschellen sollen verdeckt, Pistolen gar nicht getragen werden. Videokameras werden im Gegensatz zur Grazer Bürgerwehr nicht zur Ausrüstung gehören.

Heftige Kritik von Politik und Wirtschaft
Bei Stadtpolitik und Wirtschaftskammer stößt der geplante private Streifendienst auf massive Ablehnungin. Wiens Vizebürgermeister und Wirtschaftsstadtrat Sepp Rieder bezeichnete den Einsatz der „City-Sheriffs“ am Mittwoch als „absurd“: „Ich halte das für ein absolut falsches Signal.“ Zusammen mit dem Wiener Wirtschaftskammerpräsidenten Walter Nettig will Rieder nun auf die Innenstadt-Kaufleute einwirken, „um das möglichst rasch abzustellen“.

Laut Rieder werde fälschlicherweise der Eindruck erweckt, dass man sich in Wien vor erhöhter Kriminalität fürchten müsse: „Das ist schädlich für den Wirtschafts-, Kongress- und Tourismusstandort Wien.“ Positiv würde sich der Einsatz der „Private City Patrol“ einzig für die Sicherheitsfirma selbst auswirken, gab sich der Stadtrat überzeugt: „Sie profitiert von der Aufregung über die patscherten Privatsheriffs in Graz.“

Gäbe es tatsächlich ein Sicherheitsrisiko, dann wäre eine Zwei-Mann-Patrouille jedenfalls eine „Nullhilfe“. Außerdem, so Rieder: „Wenn das jetzt zu einer Konkurrenz zwischen vermeintlich sicheren und vermeintlich unsicheren Geschäftsstraßen führt, dann ist ja noch zusätzlich absurd.“

Wirtschaftskammerpräsident Walter Nettig machte keinen Hehl aus seiner Ablehnung der Aktion: „Da ist es schad’ ums Geld.“ Er sei der Meinung, dass damit ein „Gespenst“ an die Wand gemalt werde, das keine Basis habe. In Wien seien Sicherheit und sozialer Friede ein bedeutender Standortfaktor. In jenen Bereichen, wo es Probleme gebe, bestehe eine hervorragende Kooperation mit der Polizei. Der Einsatz privater Ordnungshüter sei „durch nichts begründet“, betonte Nettig. Die Wirtschaftskammer war laut seinen Angaben nicht in die Vorbereitungen eingebunden. Wäre das der Fall gewesen, hätte er „schärfste Einwände“ erhoben, versicherte der Kammerchef.

Schlecht für Wiens Image
Auch der Wiener Tourismusverband hat ablehnend auf die geplanten privaten „City-Sheriffs“ reagiert. „Die Wahrung von Sicherheit und Ordnung ist Aufgabe der Polizei. Wir sollten uns hüten, parapolizeiliche Truppen aufzustellen, das tut nicht gut“, sagte Tourismusdirektor Karl Seitlinger.

Wien punkte bei Touristen nicht nur mit seinem kulturellen Angebot. Die Gäste würden sich im Vergleich zu anderen Großstädten auch besonders sicher fühlen. Das gehe aus Gästebefragungen eindeutig hervor, so Seitlinger: „Wir haben die Polizei, und das funktioniert.“

In einem Fall beschäftigt der Wiener Tourismusverband allerdings selbst einen privaten Sicherheitsdienst. Seit April sorgen drei Mitarbeiter vom Bewachungsdienst Dr. Siegfried Frisch für zügige Zu- und Abfahrten von Touristenbussen am Stephansplatz, beim Kunsthaus Wien und am Landstraßer Gürtel beim oberen Belvedere.

Redaktion: Birgit Tayerle

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