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Reaktionen der Wirtschaft nach Wahlsieg Obamas

Rentenmarkt legt zu, Börse im Minus erwartet - Auswirkungen auf den Markt nach Obamas Wiederwahl.
Rentenmarkt legt zu, Börse im Minus erwartet - Auswirkungen auf den Markt nach Obamas Wiederwahl. ©EPA
Am Tag nach der Wiederwahl Barack Obamas zum Präsidenten der Vereinigten Staaten von Amerika reagierten die Märkte auf die anstehende zweite Amtszeit für den Demokraten.

US-Börsen trotz Obama-Wiederwahl im Minus erwartet

Die US-Börsen dürften am Mittwoch nach der Präsidentschaftswahl mit Verlusten starten. Die Freude über die klare Wiederwahl von Barack Obama verpuffte vor dem Hintergrund der weiterhin weltweit zu bewältigenden Probleme. In den Vereinigten Staaten muss eine Einigung getroffen werden, um die fiskalische Klippe zu umschiffen, damit das Land nicht wieder in die Rezession fällt.

Über Europa schwebt weiterhin das Damoklesschwert der Schuldenkrise. Wie die EU-Kommission mitteilte, bekommt neben Spanien auch Frankreich sein Defizit nicht in den Griff. Die Wachstumsprognosen für den Euroraum wurden gesenkt und am Abend steht im pleitebedrohten Griechenland die Abstimmung über ein neues Sparpaket an.

Eine dreiviertel Stunde vor Handelsstart büßte der Future auf den Dow Jones Industrial 0,81 Prozent ein. An der technologielastigen Nasdaq deutete der Terminkontrakt auf den Auswahlindex Nasdaq 100 auf einen um 0,86 Prozent tieferen Start hin.

“Schneller als gedacht hat die Wirklichkeit uns wieder eingeholt”, sagte ein Börsianer. “Zwar hat der klare Wahlausgang für Sicherheit gesorgt, doch nun richtet sich der Fokus schon wieder auf die weiteren, altbekannten Unsicherheitsfaktoren.” Kapitalmarktexperte Oliver Roth von Close Brothers Seydler sprach von einem “kurzfristig positiven Effekt” durch die Wahlen und meinte ebenfalls: “Recht schnell wird wieder auf die Realität geschaut.”

Unter den Einzelwerten dürften vor allem jene Unternehmen Aufmerksamkeit auf sich ziehen, die Quartalsberichte vorgelegt hatten. Vorbörslich stiegen etwa die Anteilsscheine der News Corp um zwei Prozent. Das Medienunternehmen profitierte von einem gut laufenden Kabelfernseh-Geschäft. Time Warner übertraf beim Nettogewinn die Analystenerwartungen, blieb aber beim Umsatz etwas dahinter zurück.

Der kürzlich aus dem Dow ausgeschiedene Lebensmittelhersteller Kraft Foods, der in zwei Unternehmensteile gesplittet wurde und an der Börse nun unter Modelez International firmiert, meldete einen überraschend starken Umsatzanstieg. Die Aktie büßte vorbörslich dennoch zwei Prozent ein. Zahlen wird an diesem Tag zudem noch der Chiphersteller Qualcomm vorlegen.

Wegen der Wiederwahl Obamas als Präsident dürfte sich der Einfluss des Wahlausgangs branchenmäßig kaum auswirken, sagte Kapitalmarktexperte Roth zudem. Während der Gesundheitssektor auf Obama gesetzt hatte, hatten Rüstungsindustrie und Finanzdienstleister auf den Republikaner Mitt Romney gehofft.

US-Rentenmarkt nach Präsidentenwahl mit starken Gewinnen

Die US-Staatsanleihen sind am Mittwoch nach den Präsidentschaftswahlen mit kräftigen Gewinnen in den Handel gegangen. Die Renditen sanken in allen Laufzeiten. Nachdem die Finanzmärkte zunächst mit gestiegener Risikofreude auf die Wiederwahl von Barack Obama reagiert hatten, wurde die Stimmung rasch wieder gedämpft. Die immensen haushaltspolitischen Herausforderungen, vor denen die US-Regierung steht, traten ebenso in den Vordergrund wie die Schuldenkrise in Europa. Die US-Börsen werden im Minus erwartet.Zweijährige Anleihen stiegen um 2/32 Punkte auf 99 31/32 Punkten und rentierten mit 0,26 Prozent. Fünfjährige Anleihen kletterten um 14/32 Punkte auf 100 13/32 Punkte. Sie rentierten mit 0,66 Prozent. Richtungweisende zehnjährige Anleihen legten um 30/32 Punkte auf 99 25/32 Punkte zu und rentierten mit 1,65 Prozent. Longbonds mit einer Laufzeit von dreißig Jahren gewannen einen ganzen und 20/32 Punkte auf 98 7/32 Punkte. Sie rentierten mit 2,84 Prozent. 

Deutsche Industrie mit hohen Erwartungen an US-Präsident Obama

Die Sanierung des Staatshaushalts ist nach Ansicht der deutschen Industrie die wichtigste Aufgabe des wiedergewählten US-Präsidenten Barack Obama. “Vorrangig ist es, den Staatshaushalt in Ordnung zu bringen und auf mittlere und lange Sicht so zu konsolidieren, dass Verwerfungen auf dem amerikanischen und den internationalen Märkten vermieden werden”, erklärte der Präsident des Bundesverbands der Deutschen Industrie (BDI), Hans-Peter Keitel, am Mittwoch in Berlin. Dabei komme nicht allein dem Präsidenten, sondern auch dem Kongress eine große Verantwortung zu. Dort muss Obama weiterhin mit geteilten Mehrheiten klarkommen.

“Von Präsident Obama wünschen wir uns, dass er die Partnerschaft mit Deutschland und Europa wieder intensiviert”, so Keitel. Der BDI setze sich mit den Partnern in der US-Wirtschaft dafür ein, dass bald Verhandlungen über ein umfassendes transatlantisches Handels- und Wirtschaftsabkommen aufgenommen werden. “Ein solches Abkommen würde beiden Seiten erhebliche Wohlstandsgewinne bringen”, sagte Keitel.

Der deutsche Außenhandel begrüßte die klaren Verhältnisse bei dem Urnengang: “Der klare Ausgang der US-Wahlen ist ein Segen mit Blick auf die angeschlagene Weltkonjunktur”, erklärte Anton Börner vom Außenhandelsverband BGA. Nun sei ein schnelles Umschalten aus dem Wahlkampfmodus nötig. “Die weltweite Finanz- und Wirtschaftskrise ist nur durch ein eng abgestimmtes und entschlossenes Handeln aller betroffener Staaten in den Griff zu bekommen.”

Deutsche Wirtschaft fordert nach US-Wahl Freihandelszone

Die deutsche Wirtschaft drängt nach der Wiederwahl von Barack Obama zum US-Präsidenten auf ein transatlantisches Freihandelsabkommen. “Ein solches Abkommen würde beiden Seiten erhebliche Wohlstandsgewinne bringen”, sagte der Präsident des Bundesverbands der Deutschen Industrie (BDI), Hans-Peter Keitel, am Mittwoch. Verhandlungen dazu sollten bald aufgenommen werden.

Auch der Verband der chemischen Industrie (VCI) sprach sich für die zügige Schaffung einer Freihandelszone zwischen den USA und Europa aus: “Das wäre ein wichtiger Impuls für Wachstum und Beschäftigung beiderseits des Atlantiks”, erklärte VCI-Hauptgeschäftsführer Utz Tillmann.

Generell wünschten sich Vertreter deutscher Wirtschaftsverbände vom wiedergewählten Präsidenten Obama eine Intensivierung der transatlantischen Beziehungen. In seiner ersten Amtszeit habe er nur mit Panama, Kolumbien und Südkorea Freihandelsabkommen vereinbart, sagte Fred Irwin, Präsident der deutsch-amerikanischen Handelskammer. “Das sind nicht gerade die führenden Wirtschaftsmächte der Welt.” Er hoffe, das Verhandlungen über eine europäisch-amerikanische Freihandelszone schon Anfang kommenden Jahres aufgenommen würden. “Kommt es zu einem Freihandelsabkommen zwischen den USA und der EU, würde dies das Wachstum auf beiden Seiten des Atlantiks binnen 18 Monaten um drei Prozent ankurbeln”, zeigte er sich überzeugt.

Aus der Politik kommt Unterstützung: “Wir wollen noch eine engere Beziehung haben zwischen den USA und der Europäischen Union. Wir wollen einen transatlantischen Marktplatz”, sagte Wirtschaftsminister und Vizekanzler Philipp Rösler (FDP) und äußerte sich damit ähnlich wie Außenminister Guido Westerwelle (FDP) im “ARD-Morgenmagazin”. Rösler verwies auf die Gespräche zur Vorbereitung eines Freihandelsabkommens zwischen der EU und den USA. “Das kann jetzt sehr schnell vorangehen. Darüber freuen wir uns sehr.”

Nicht nur Zölle behinderten den Handel zwischen den USA und Europa, auch die nichttarifären Handelshemmnisse müssten beseitigt werden, erklärte Matthias Wissmann, Präsident des Automobilverbands VDA. Insbesondere würden mehr einheitliche Standards und Normen in der Automobilwirtschaft den Unternehmen auf beiden Seiten des Atlantiks nützen. “Präsident Barack Obama hat sich in den vergangenen vier Jahren als ein Freund Europas und der Europäer erwiesen. Seine Wiederwahl schafft Kontinuität und damit die Chance, die von ihm angestoßene Intensivierung der transatlantischen Beziehungen weiterzuführen.”

(APA)

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