Von der Transparenz und dem Verständnis des Marktes für die Situation hängt die Einstellung der Investoren zu diesem Geschäft ab, warnte Gref am Mittwoch in Moskau. Er wisse nicht, wer sich hinter dem Überraschungssieger Baikalfinanzgruppe verberge, der Juganskneftegas am Sonntag für über sieben Mrd. Euro ersteigert hatte.
Moskauer Medien berichteten am Mittwoch, dass der Gasriese Gazprom seine eigens zum Erwerb von Juganskneftegas gegründete Öltochter Gaspromneft bereits zwei Tage vor der Auktion wieder verkauft habe. Damit wollte sich Gazprom offenbar vor Schadenersatzklagen im Ausland retten, mit denen Yukos den Teilnehmern an der Auktion gedroht hatte.
Der russische Präsident Wladimir Putin hatte am Dienstag gesagt, dass Privatleute mit Erfahrung in der Energiebranche Juganskneftegas ersteigert hätten. Die Yukos-Tochter könnte an eine staatliche Firma weiterverkauft werden, sagte Putin außerdem bei seinem Deutschlandbesuch.
Damit rückte am Mittwoch neben Gazprom und Surgutneftegas die staatliche Ölfirma Rosneft als möglicher Käufer von Juganskneftegas in den Blick der Analysten. Die Übertragung der Aktiva von Rosneft hätte eigentlich den Grundstock zu Gaspromneft legen sollen, das nun ohne Rosneft und Juganskneftegas als leere Hülle verkauft wurde.
Den Vorsitz im Rosneft-Aufsichtsrat führt der Vize-Chef der Kreml-Verwaltung, Igor Setschin. Der Vertraute Putins und ehemalige Geheimdienstoffizier gilt als der Kopf hinter dem Vorgehen gegen Yukos und dessen Besitzer Michail Chodorkowski. Sollte sich diese Verson bewahrheiten, dann wollte der Staat nicht Steuern eintreiben, sondern das Eigentum von einer Gruppe an eine andere übergeben, sagte der Politologe Stanislaw Belkowski der Zeitung Wedomosti.
Der Yukos-Vorstand schlug dem russischen Ministerpräsidenten Michail Fradkow erneut vor, die Steuernachforderungen und Strafen von mehr als 20 Mrd. Euro aus dem laufenden Geschäft zu begleichen. Weiteres Geld solle aus dem Verkauf von Nebengeschäften und dem Besitz der Hauptaktionäre kommen.