„Um einen guten Überblick über die Situation zu bekommen, müsste man (in den USA, Anm.) eine große Anzahl von kranken Rindern testen. – 800.000 bis drei Millionen Stück. 40.000 hingegen sind lächerlich“, wurde vor kurzem der Direktor der französischen Agentur für Ernährungssicherheit, Marc Savey, in der Wissenschaftszeitschrift „Nature“ (12. Februar) zitiert.
Das US-Agrarministerium (USDA) hatte nach dem Bekanntwerden des ersten Falls der Rinderkrankheit auch ein internationales Expertengremium gebeten, die amerikanischen Maßnahmen zum Schutz vor der gefährlichen Seuche zu begutachten. Mit dem Hintergrund der bösen Erfahrungen aus Europa allerdings kamen sie offenbar zu Schlüssen, die in den USA nicht besonders goutiert wurden.
Vor allem forderten die Fachleute mehr BSE-Tests als bisher. Ulrich Kihm, der Chef der Schweizer Veterinärbehörde: „Es ist überhaupt keine Frage, dass da draußen viel mehr (an BSE in den USA, Anm.) ist.“ Am 4. Februar übergab die Kommission ihren Bericht, in dem vor allem zwei Maßnahmen gefordert wurden: Rigorose Beschränkungen bei den Tierprodukten, die weiterhin Rindern verfüttert werden dürfen, und eine Ausweitung der BSE-Tests.
Doch die US-Behörden und die Agrarlobby konnte sich den Empfehlungen nicht anschließen. „Wir haben zehntausende Tiere seit 1997 getestet. Wenn man das Ausmaß des Problems messen will, muss man sich auf diese Zahlen verlassen – und die Zahl der BSE-Fälle beträgt eins, erklärte Tobin Armstrong, US-Mitglied des Komitees und selbst Landwirt. Die Vereinigung der US-Rindfleischproduzenten schloss sich dem an: „Viele der Empfehlungen basieren auf dem europäischen Modell und übersehen die seit langem installierten Barrieren, die auch wirksam waren.“
In Österreich werden alle Schlachttiere im Alter über 24 Monaten auf BSE getestet. Das sind rund 230.000 Tiere jährlich. Die EU hat flächendeckende Untersuchungen im Jahr 2001 angeordnet. Schon bis Ende 2002 waren in der EU rund 185.000 BSE-Fälle entdeckt worden. Hinter den US-Diskussionen dürfte vor allem die Frage der Kosten stecken. Sie betragen pro Test rund 40 Euro.