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Rassistische "L'amour toujours"-Gesänge in Oberösterreich

Die Gäste sangen ausländerfeindliche Parolen im Lokal.
Die Gäste sangen ausländerfeindliche Parolen im Lokal. ©APA/HELMUT FOHRINGER
In einem Lokal in Gosau in Oberösterreich sollen Gäste eine rassistisch umgetextete Version des Hits "L'amour toujours" gesungen haben, während Teilnehmer einer Veranstaltung der Freiheitlichen Jugend anwesend waren, wie ein zugespieltes Video zeigt. Eine Stellungnahme der Freiheitlichen Jugend steht noch aus, und eine polizeiliche Anzeige liegt bisher nicht vor.

Gäste eines Lokals in Gosau in Oberösterreich sollen am Samstag "L'amour toujours" in der Textversion "Deutschland den Deutschen, Ausländer raus!" gesungen haben. Das berichteten die "Oberösterreichischen Nachrichten" (OÖN) in ihrer Mittwochausgabe. Ihnen wurde ein Video von dem Vorfall zugespielt. In dem Lokal sollen auch Teilnehmer einer Veranstaltung der Freiheitlichen Jugend (FJ) gewesen sein. Diese ließ wissen, dass "ein Gasthausbesuch nicht Teil des Seminarprogramms war".

Freiheitliche Jugend auch vor Ort

Immer wieder wurde in den vergangenen Monaten der Welthit des italienischen Musikers Gigi D'Agostino rassistisch umgetextet und gesungen, der wohl bekannteste Vorfall wurde im Mai des Vorjahres auf Sylt dokumentiert. Der Musiker hat sich davon distanziert. Nun wurde den OÖN ein Video zugespielt, auf dem ebenfalls derartige Gesänge zu hören sind, und das in einem Lokal in Gosau (Bezirk Gmunden) aufgenommen worden sein soll.

Zusätzliche Brisanz: Gäste des Lokals sollen an diesem Abend auch mehrere Teilnehmer des Seminars "Zeichen setzen" der Freiheitlichen Jugend, das ebenfalls in der Salzkammergutgemeinde stattfand, gewesen sein. Die FJ bestritt einen Zusammenhang: "Das Seminar am vergangenen Samstag endete mit einer Nachtwanderung. Ein Gasthausbesuch war nicht Teil des Seminarprogramms. Wer auf dem in den "Oberösterreichischen Nachrichten" veröffentlichten Video zu sehen ist, ist uns nicht bekannt", wurde am Mittwoch dazu auf APA-Anfrage mitgeteilt.

Lokal versuchte, Musik abzudrehen

Laut Zeitungsartikel hätten die Kellner des Lokals mehrfach versucht, die Musik, die über ein mit den Boxen verbundenes Mobiltelefon abgespielt worden sei, zu wechseln. "Die Aktion wurde sofort abgebrochen. Wir wollen das ja hier auch nicht", wird der Lokalbetreiber zitiert. Laut anderen Gästen habe es sich bei den Singenden um eine Gruppe ortsfremder Personen gehandelt, so die OÖN. "Die Politiker waren sehr unter sich. Es waren auch einige dabei, die viel älter als 19 waren, sie trugen blaue Hemden und Seitenscheitel", sagte eine junge Gosauerin im Gespräch mit der Zeitung.

Bisher keine Anzeige

Bei der Polizei in Bad Goisern sei dazu keine Anzeige eingegangen, hieß es bei der Pressestelle der Landespolizeidirektion Oberösterreich auf APA-Anfrage. Wohl habe es aber eine Anzeige gegeben, weil an einem FPÖ-Fahrzeug Reifen aufgestochen worden seien. Ermittelt werde wegen Sachbeschädigung gegen unbekannte Täter. Diesen Vorfall machte die Freiheitliche Jugend Tirol auf ihrer Facebook-Seite publik, wo sie "die linken Irren" verdächtigt.

Kritik von ÖVP und Grünen

"Solch menschenfeindliche Parolen haben bei uns in Oberösterreich keinen Platz", reagierte der Gmundner ÖVP-Bezirksparteiobmann Rudolf Raffelsberger. Menschen aus aller Welt würden im Salzkammergut Urlaub machen und dadurch Arbeitsplätze und Wohlstand schaffen, "dazu tragen viele Menschen aus unterschiedlichen Ländern bei, die bei uns leben und arbeiten". Auch die JVP Oberösterreich zeigte sich "irritiert". "Radikale Trends aufzugreifen, hilft weder unserer Jugend noch der Zukunft", so JVP-Landesobmann Raphael Kopf.

Der Vorfall dürfe nicht ohne Konsequenzen bleiben, verlangte die Grüne Landtagsabgeordnete Anne-Sophie Bauer. Nach dem Identitären-Camp am Laudachsee habe "wieder einmal Oberösterreich als Schauplatz einer einschlägig-ungustiösen Zusammenkunft herhalten müssen", forderte sie Ermittlungen und eine Stellungnahme der Freiheitlichen.

(APA/Red)

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