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Rapid will Salzburger "Matchball" abwehren

© APA
Red Bull Salzburg hat am Sonntag im Kampf um den Meistertitel den ersten Matchball - ausgerechnet beim Rivalen Rapid.

“Wir wollen nicht, dass Salzburg in Hütteldorf den Titel feiert”, lautet die Devise von Stürmer Stefan Maierhofer, der sogar eine erfolgreiche Titelverteidigung noch nicht ganz abgeschrieben hat. “So lange es rechnerisch möglich ist und wir Salzburg noch überholen können, werde ich nie sagen, dass Salzburg schon Meister ist, und ich glaube, so denken auch meine Mitspieler”, sagte der Teamspieler.

Maierhofer hofft im Titelkampf auch auf Unterstützung von höheren Mächten. “Wenn wir gewinnen, sind wir nur noch vier Punkte zurück, und dann schauen wir mal, ob der Bärtige da oben ein Grüner ist.” Den 17.800 Zuschauern (600 davon reisen aus Salzburg an) versprach der Niederösterreicher ein Spektakel. “Das 2:2 im Sommer war sicher eines der besten Spiele der Bundesliga, das war Offensiv-Fußball vom Feinsten. Salzburg könnte den Sack zu machen, wir wollen aufholen und immer nach vorne spielen, da glaube ich nicht, dass sich eine Mannschaft zurückziehen wird.”

Die Chancen auf einen Sieg gegen die Mozartstädter, die bisher als einziges Team in dieser Saison noch nie gegen Rapid verloren, stehen laut Maierhofer nicht schlecht. “Salzburg hat, glaube ich, ein Budget von 60 Millionen Euro, wir eines von 15 Millionen Euro. Trotzdem spielen wir den besseren Fußball, sprechen die Fans an und sind der Verein in Österreich”, behauptete der 2,02-Meter-Angreifer, der mit 22 Treffern auf Rang zwei der Torschützenliste liegt.

So wie Maierhofer glaubt auch Mittelfeldspieler Markus Heikkinen an eine Chance der stark ersatzgeschwächten Rapidler (u.a. Boskovic, Tokic, Drazan, Katzer verletzt) im Meisterrennen. “Mit einem Sieg wären wir wieder dabei”, meinte der Finne. Etwas zurückhaltender gab sich sein Trainer Peter Pacult. “Die Tatsache, dass wir verhindern wollen, dass Salzburg im Hanappi-Stadion Meister wird, ist für uns die geringste Motivation. Wir wollen einfach nur gewinnen, weil wir ein Heimspiel haben”, erklärte der Wiener, der gemeinsam mit Sportdirektor Alfred Hörtnagl bereits am Kader für die kommende Saison bastelt.

“Wenn keiner mehr weggeht, steht der Kader zu 95 Prozent. Es ist nicht notwendig, viele Transfers zu tätigen, der Stamm steht. Außerdem können wir jetzt die ersten Früchte unserer Nachwuchsarbeit ernten, dadurch wird der Konkurrenzkampf von innen gespeist”, sagte Hörtnagl, der die Option auf Stürmer Nikica Jelavic vorläufig verstreichen ließ. “Er nimmt einen Ausländerplatz ein, wir wollen uns das noch offen lassen.” Sorgen bereitet dem Tiroler auch Mario Tokic, der seine hartnäckige Achillessehnenverletzung zuletzt bei seinem Vertrauens-Arzt in Kroatien behandeln ließ und am Samstag zurückkehrt.

Zu einem möglichen vorzeitigen Abschied des Kroaten aus Wien äußerte sich Hörtnagl nicht, auch ein Abgang von Maierhofer oder Erwin Hoffer sei im Moment nicht absehbar. “Es gibt zwar immer wieder Anrufe von Managern, aber es liegt nichts Konkretes auf dem Tisch. Beide werden sicher nicht gehen, und so wie es jetzt ausschaut, geht gar keiner.”

“Im Hanappi-Stadion Meister zu werden, das wäre sicher eine gewisse Genugtuung”, erklärte Alexander Zickler mit Hinweis auf das 0:7-Heimdebakel gegen die Hütteldorfer im März des Vorjahres. Außerdem spiele die Mannschaft für den scheidenden Trainer Co Adriaanse. “Er hat sehr viel einstecken müssen, deshalb wollen wir auch für ihn siegen.” Laut Statistik stehen die Chancen des Spitzenreiters nicht schlecht, immerhin schauten für Salzburg seit der Übernahme durch Red Bull in sieben Partien im Hanappi-Stadion bei nur einer Niederlage drei Remis und drei Siege heraus.

“Wir tun uns im Hanappi-Stadion relativ leicht, weil Rapid zu Hause sehr offensiv agiert und sich dadurch für uns die nötigen Räume ergeben”, sagte Zickler, der den Titel so schnell wie möglich unter Dach und Fach haben will, “denn dann könnten wir Marc Janko voll unterstützen, damit er seine Ziele erreicht”.

Janko hat den Goldenen Schuh für den europäischen Torschützenkönig im Visier, er führt in der dafür maßgeblichen Wertung 1,5 Punkte vor Barcelona-Star Samuel Eto’o, der ebenfalls noch vier Liga-Parten vor sich hat, und will außerdem den Krankl-Rekord von 41 Saisontoren übertreffen. Im großen Schlager gehe es aber nicht um den persönlichen, sondern um den kollektiven Erfolg. “Wir spielen in der Höhle des Löwen. Es wird ein ganz schweres Spiel, aber genau für solche Spiele trainiert man das ganze Jahr”, sagte Janko, der auch mit einem Remis zufrieden wäre. “Bei einem Unentschieden wird die Welt auch nicht untergehen, dann fahren wir den Titel eben später ein.”

Geht es nach dem ÖFB-Internationalen, dann hat Rapid die Titelhoffnungen noch nicht aufgegeben, wie auch die Aussagen von Stefan Maierhofer beweisen. “Aber Maierhofer ist nicht der einzige, nur trauen es sich die anderen nicht öffentlich zu sagen.” Für Sportdirektor-Assistent Thomas Linke ist am Sonntag vor allem Rapid gefordert. “Für die Rapidler ist der Druck noch größer, weil sie sich keinen Umfaller mehr erlauben dürfen. Wenn es ein Endspiel ist, dann nur für Rapid”, erklärte der Deutsche.

Auch wenn die Salzburger gewinnen, bleibt der Meisterteller noch in Wien und wird erst im letzten Heimspiel der “Bullen” gegen SCR Altach überreicht. Bei einem Sieg wäre die Adriaanse-Truppe nach der 33. Runde und damit zwei Runden vor Rapid im vergangenen Jahr Meister, 2007 sicherten sich die Mozartstädter schon nach der 31. Runde den Eintrag auf der Schale. Den Rekord seit Einführung der Drei-Punkte-Regelung hält der SK Sturm Graz, der sich in der Saison 1997/98 bereits in der 29. Runde zum Champion kürte.

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