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Rapid Prozess um Ausschreitungen nach Nürnberg-Spiel: Marek kritisierte Polizei

Für Andreas Marek ist die Polizei an den Ausschreitungen mitverantwortlich.
Für Andreas Marek ist die Polizei an den Ausschreitungen mitverantwortlich. ©APA
Am Montag wurde nach einer mehrwöchigen Sommerpause im Wiener Landesgericht der Prozess um die gewaltätigen Ausschreitungen nach einem Freundschaftsspiel zwischen dem SK Rapid Wien und dem 1. FC Nürnberg vom 7. September 2013 fortgesetzt. Andreas Marek kritisierte als Fan- und Sicherheitsverantwortlicher bei Rapid das Vorgehen der Polizei. Sie sollen mitverantwortlich für die Tummulte sein.
Ausschreitungen nach Testspiel
Oliver P. wieder frei
29 Fans vor Gericht
Zwei Fans bereits verurteilt
WEGA-Einsatz im Stadion

Wie berichtet sitzen zwei Dutzend Rapid Fans auf der Anklagebank im Wiener Landesgericht. Ihnen wird Landfriedensbruch vorgeworfen, da sie sich im Hanappi Stadion an einer Zusammenrottung einer größeren Menschenmenge beteiligt haben sollen, die darauf abzielte, Polizisten und Sicherheitskräfte am Körper zu verletzen bzw. Sachbeschädigungen zu begehen. Laut Anklage wurden Beamte und Ordner unter anderem mit Heurigenbänken und -tischen sowie Glasflaschen beworfen. Mindestens zehn Personen erlitten dabei, Verletzungen. Auch mehrere Einsatzfahrzeuge wurden beschädigt.

Marek kritisiert Polizei

Der seit 23 Jahren bei Rapid tätige Marek wies in seiner Befragung darauf hin, das Match gegen Nürnberg sei als “Fußballfest” zweier eng befreundeter Mannschaften und ihrer dazu gehörigen Fangruppen geplant gewesen. Für ihn sei es in Folge dessen unverständlich gewesen, weshalb schon vor dem Anpfiff ein Großaufgebot der Exekutive präsent war. Bei einer vorangegangenen Sicherheitsbesprechung sei seitens der Polizei noch das Gegenteil signalisiert worden. Doch bereits bei der Ankunft der Nürnberger Fans hatte eine “Armee” gewartet berichtete Marek. “Ich hab’ nicht gewusst, ob ich im richtigen Film bin. Wenn es um Verbrüderung geht, brauch’ ich kein Blaulicht, keinen Schlagstock.”

“Der Veranstalter war Rapid und nicht Polizei”

Nach dem Ende des Spiels habe die Polizei erste Festnahmen ausgesprochen und die Betroffenen “vor vielen hundert Leuten abgeführt”, ohne sich dabei der anwesenden szenekundigen Beamten zu bedienen. Anschließend sei per Funkspruch eine “Stadion-Sperre” veranlasst worden, “obwohl der Veranstalter ja Rapid und nicht die Polizei war”. Dabei sei es üblich, dass das Tor zum Kammerl der “Ultras”-Fans noch Stunden nach dem Match offen sei. Obwohl das Stadion laut Marek binnen zwei Minuten leer war, sei die Polizei im Aula-Bereich aufmarschiert. Schließlich rückte die WEGA an und nahm mit einem sogenannten Greiftrupp einen Mann fest, dem angelastet wurde, das Kennzeichen eines Polizeiautos gestohlen zu haben und Fahrzeuge beschädigt zu haben. “Die Verhältnismäßigkeit war da null. Wenn ich zu ihm hingegangen wäre, hätte ich das Taferl bekommen”, befand Marek.

“Das schlechteste Ordner-System überhaupt”

Der langjährige Rapid Angestellte kritisierte allerdings auch das Verhalten in den eigenen Reihen. Laut Marek gebe es in Österreich “das schlechteste Ordner-System überhaupt. Es ist immer die Chance da, dass etwas passiert. Viele Leute, die da arbeiten, haben keine Ahnung, wie man mit Leuten umgeht.”

Möglicherweise hat das auch mit Sprachbarrieren zu tun. Wie der laufende Prozess zeigt, dürfte die vom Rekordmeister beschäftige Sicherheitsfirma etliche kaum Deutsch sprechende Mitarbeiter beschäftigen. Die Ordner, die heute, Montag, als Zeugen vernommen wurden waren auf die Hilfe eines Dolmetschers angewiesen.

Weitere Verurteilungen in Wien

Ein 21-Jähriger wurde wegen Körperverletzung und Landfriedensbruchs zu vier Monaten bedingt verurteilt, ein 43-jähriger, bereits zweifach vorbestrafter, Familienvater fasste wegen Landfriedensbruchs fünf Monate bedingt aus. Dieser bekam zusätzlich eine unbedingte Geldstrafe von 4.800 Euro aufgebrummt. Über beide wurde außerdem für die Dauer von sechs Monaten ein österreichweites Stadionverbot verhängt. Die Urteile sind nicht rechtskräftig.

Ende Juli wurde gegen 29 Rapid-Fans das Schöffenverfahren eröffnet. Zwei von ihnen bekannten sich schuldig und wurden bereits am ersten Verhandlungstag zu je drei Monaten bedingt verurteilt. Bei zwei weiteren Angeklagten ließ sich kein schuldhaftes Verhalten nachweisen. Der Prozess gegen die verbleibenden 23 Angeklagten wird am Dienstag, fortgesetzt. Die Verhandlung ist bis Ende September ausgeschrieben.

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