Rangnick: Österreichs spannende EM-Spiele als Basis für WM-Qualifikation

Aus den erfrischenden Auftritten seiner Mannschaft bei der Fußball-EM in Deutschland zieht Teamchef Ralf Rangnick aber Hoffnung, sein nächstes großes Ziel zu erreichen: Der Deutsche will Österreich erstmals seit 1998 zu einer WM-Endrunde führen. Sein Vertrag gilt bis Ende der Qualifikation für das Turnier 2026 in Nordamerika.
Rangnick lobt hohen Unterhaltungswert der Spiele
"Ich glaube, dass alle vier Spiele, die wir gespielt haben, mit den höchsten Unterhaltungswert von allen hatten", sagte Rangnick nach dem EM-Aus am Dienstagabend in Leipzig. Das treffe auch auf das Achtelfinale zu, auch wenn nicht alles völlig akkurat oder präzise gelaufen ist".
Bilder vom Spiel gegen die Türkei:
Österreichs Tore und Chancen im Turnier
Österreich erzielte in den EM-Partien gegen Frankreich (0:1), Polen (3:1), die Niederlande (3:2) und die Türkei (1:2) sieben Tore - nur Deutschland (10) und Spanien (9) gelangen in den ersten vier Spielen mehr. Die Leistungen müsse man mitnehmen, meinte Rangnick. "Ich glaube, wenn wir so spielen, wie wir jetzt diese vier Spiele gespielt haben, haben wir sehr gute Chancen, uns auch für die Weltmeisterschaft zu qualifizieren."

Ausblick auf die WM-Qualifikation
Die Qualifikation für die WM 2026 geht im kommenden Jahr über die Bühne. Aktuell wäre Österreich als eines von zwölf Teams in Topf eins gesetzt. Das gilt es diesen Herbst in der Nations League gegen Slowenien, Norwegen und Kasachstan zu bestätigen. Rangnick: "Wir sind im Moment im UEFA-Ranking in Topf eins. Da wollen wir unbedingt auch bleiben, um da auch eine richtig gute Chance zu haben, uns nach vielen, vielen Jahren wieder einmal für eine WM zu qualifizieren."
Enttäuschung nach dem EM-Aus
Auf der nächtlichen Rückfahrt aus Leipzig ins EM-Camp nach Berlin überwog dennoch die Enttäuschung. Aus einer Neuauflage gegen die Niederlande wurde nichts. "Ich kann mir noch gar nicht vorstellen, dass wir zurückreisen. Für uns war klar, dass die Reise noch länger weitergeht, dass wir uns in unserem Quartier in Berlin auf die nächsten Spiele vorbereiten", sagte Rangnick. Auch bei den Spielern sei eine große Leere da. "Aber am Ende gehört das leider auch mit dazu. In einem Play-off gibt es nur eine Mannschaft, die weiterkommt."
Er habe in der Kabine eine kurze Ansprache gehalten, erzählte der 66-Jährige. "Nach so einem Spiel hilft es nicht zu sagen, Kopf hoch und es geht weiter. Da ist es besser, man redet erstmal weniger." Bevor sich die Spieler endgültig in den Urlaub verabschieden, war am Mittwoch in Berlin aber noch eine ausführlichere Abschlussbesprechung geplant.
Historische Schwierigkeiten in K.o.-Spielen
K.o.-Partie bei einem großen Turnier hat das ÖFB-Team seit der WM 1954 weiter keine gewonnen. Wie vor drei Jahren unter Rangnicks Vorgänger Franco Foda, als man dem späteren Europameister Italien nach Verlängerung mit 1:2 unterlegen war, kam im Achtelfinale das Aus. Da half auch die Statistik nichts, die Österreich ein klares Übergewicht von 21:6 Torschüssen bescheinigte und bei der Qualität der Chancen einen xG-Wert ("expected goals") von 2,74 gegenüber 1,06 bei den Türken zu Tage förderte.
Unglückliche Umstände und starker Gegner
"Wir hatten sicher nicht das notwendige Glück, das es auch braucht", erklärte Rangnick. Sonst wäre Christoph Baumgartners Kopfball in der letzten Minute ins Tor gegangen. "Wenn das Spiel in die Verlängerung geht, hätten wir sehr gute Chancen gehabt, das Spiel zu gewinnen", meinte der ÖFB-Coach. "Ich hatte das Gefühl, dass die Türken am Ende waren. Wir hatten körperliche Vorteile in der Schlussphase des Spiels."
Lob für die Türken und taktische Entscheidungen
Beim 6:1-Testspielerfolg gegen die Türkei im März in Wien habe man weniger Torschüsse und auch weniger klare Torchancen gehabt. "Man muss aber auch anerkennen: Neben unserer Leistung war es auch ein Gegner, der es gut gemacht hat, der gut verteidigt hat. Sie haben es sicherlich deutlich besser gemacht als im März", lobte Rangnick die Türken. Gegen besonders tief stehende Gegner hat sich seine Mannschaft in der Vergangenheit immer wieder schwer getan.
Entscheidungen in der Startformation
Die Entscheidung, in der Startformation im Sturmzentrum auf Kapitän Marko Arnautovic statt auf Gregoritsch - im März Dreifach-Torschütze gegen die Türken und nun neuerlich einmal erfolgreich - gesetzt zu haben, bereute Rangnick laut eigenen Angaben nicht. "Ich würde sie wieder so fällen." Er müsse auch die bisherigen Turnierleistungen berücksichtigen. Arnautovic habe die beiden Partien davor "richtig gut gespielt und deswegen für mich logischerweise begonnen". Man habe in der zweiten Hälfte mit Gregoritsch als zweitem Stürmer auf dem Platz noch genügend Chancen vorgefunden. Ins Tor ging aber nur eine.
(APA)