Michael (Michael Fuith) ist extra aus Wien angereist, um seiner großen Liebe Gabi (Katelijne Philips-Lebon) ihren Wohnungsschlüssel wieder zu geben – und sie zurück zu erobern. Doch als der verlassene, trauernde Wiener in Gabis Wohnung ankommt, findet er nur einen Handwerker vor, der mit hochrotem Kopf und gelben Augen erst wie ein Choleriker erscheint, sich dann aber als wutentbrannter, nach Fleisch lüsterner Zombie herausstellt. Gemeinsam mit dessen Lehrling, dem 15-jährigen Harper (Theo Trebs), schlägt Michael die Bestie in die Flucht – doch die ist nicht allein. Beim Blick aus dem Fenster offenbaren sich den beiden im Innenhof zahlreiche Zombies, die Menschen attackieren, Hautfetzen abbeißen, unkontrolliert umherlaufen.
In Berlin sei ein Virus ausgebrochen, heißt es in den Nachrichten. Wer gebissen wird, infiziert sich – erleidet man dann einen Adrenalinstoß, bricht die Krankheit aus. Hilflos schauen Michael und Harper zu – genauso wie alle anderen Protagonisten, die durch ihre Fenster in den Innenhof blicken. Sie alle verbarrikadieren sich in ihren Wohnungen, müssen hilflos zusehen. Vertrauen kann man keinem – jeder könnte bereits gebissen worden sein, sich jede Minute in einen Zombie verwandeln. Während Harper an möglichen Waffen bastelt, bleibt der Anti-Held Michael, den eher die verlorene Liebe als die Überlebensangst verzweifeln lässt, fast peinlich naiv: “Das kannst du nicht machen, sind ja immer noch Menschen.”
Es ist jener Aspekt, der die Originalität des Films ausmacht: Die Zombies kommen nicht wie wild gewordene Bestien daher, sondern wie in Rage geratene Bürger, die hilflos und von ihrer Wut gesteuert durch die Straßen laufen – aber eben “immer noch Menschen sind”. Einzelne von ihnen sind noch dazu urkomisch: so die alte Nachbarin, Frau Bramkamp (Brigitte Kren), die sich mit gelben Augen und lautem Aufschrei im Nachthemd auf Michael und Harper stürzt. Die erste halbe Stunde des Films spielt sich nur in ein- und derselben Wohnung ab, später werden auch Nachbarn, darunter die hübsche junge Anita (Emily Cox), mit eingebunden, als der Überlebenskampf beginnt.
Düstere, emotionslose Farben, karge, kaum wechselnde Szenenorte und verhaltene, und doch wirksame Musik und Effekte verleihen dem Film ein stimmiges Ambiente und eine ungeheure Spannung. Neben unaufdringlichen Pointen aus der Feder von Drehbuchautor Benjamin Hessler (“Ich hab den Schlüssel jetzt verloren, aber die Tür ist wegen der Zombies eh kaputt”) und guten Charakteren (der Burgenländer Michael Fuith überzeugt als Anti-Held mit Wiener Dialekt) besticht der Film durch die perfekte Länge: Nach 60 Minuten ist der Splatter-Genuss vorbei – und man will mehr. Wo andere Filme noch Stunden voller Blut und Schlachten zeigen, hört “Rammbock” dann auf, wenn’s am schönsten ist.