Wiens homosexuelle Seite zu erleben, ist nicht nur bei der Regenbogenparade am kommenden Samstag möglich: Auch ein neuer Stadtführer aus dem Falter-Verlag, bietet dazu Gelegenheit. Mit sieben Spaziergängen wird die Bundeshauptstadt nach schwulen und lesbischen Spuren durchkämmt. Das Spektrum reicht dabei von der schwulen Beisltour und der Lokaltour für Lesben bis zum Spaziergang Que(e)r durch die Stadt.
Dabei kann man die bevorzugte Badeanstalt des schwulen Bruders von Kaiser Franz Joseph kennen lernen (Kaiserbründl) und die eine oder andere Kuriosität über den Stephansdom erfahren. So wird im Innenstadtspaziergang darauf hingewiesen, dass rechts und links des Riesentores am Dom von den Baumeistern je eine Vulva und ein Phallus auf Säulen angebracht worden sei. Im Inneren des Gotteshauses befindet sich hingegen die letzte Ruhestätte des Kriegsherren Prinz Eugen, des laut Autor Christoph Wurmdobler angeblich berühmtesten Schwulen des Wiener Barocks.
Wer bisher glaubte, in Wien ließen sich niemals sieben Spaziergänge zum Thema Homosexualität auf die Beine stellen, wird eines Besseren belehrt, wenn der Autor vom Hinterteil einer Figur am Donnerbrunnen des Neuen Marktes schwärmt.
Auch an die Männer auf Aufriss wurde gedacht: Die beliebtesten Treffpunkte werden vorgestellt, darunter zahlreiche Lokale, aber auch öffentliche Parks. Insgesamt sei aber im Cruising-Bereich die Wiener Szene sauber, ein bisschen spießig, ein bisschen langweilig, heißt es im Buch.
Dabei wurde Wien von den Lesern des deutschen Christopher-Street-Day-Magazins im vergangenen Jahr zur Preferred Gay and Lesbian City 2004 gewählt und deklassierte damit sogar London und New York. Auch für die interessierten Gäste kann der Stadtführer der anderen Art empfohlen werden.
Service: – Queer Vienna von Christopher Wurmdobler, Falter Verlag; ISBN
Redaktion: Elisabeth Skoda