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Quarterback Kurt Warner und der amerikanische Traum

Es ist keine gewöhnliche Geschichte eines Sport-Superstars. Kurt Warner ist einer der besten seiner Zunft - Quarterback bei den Arizona Cardinals.

Der 37-Jährige hat das Team aus der Wüste erstmals in die Super Bowl geführt. Dort sind seine Cardinals am Sonntag (Nacht auf Montag, 00.20 Uhr MEZ/live ORF1) gegen die Pittsburgh Steelers zwar klarer Außenseiter, Warner war aber in seiner gesamten Karriere für Überraschungen gut.

Cedar Falls, irgendwo in Iowa, Oktober 1994. Kurt Warner räumt Regale in einem Supermarkt ein. Der Assistenz-Trainer des Football-Teams der Universität von Northern Iowa verdient sich als Gemüsehändler ein Zubrot – 5,50 Dollar pro Stunde für die Nachtschicht. Wenige Monate zuvor hatten ihn die Green Bay Packers nach einem Probetrainingslager aus dem Kader geworfen. Doch Warner war nicht gewillt, seinen NFL-Traum aufzugeben.

Der gläubige Christ hatte zudem eine Familie zu ernähren – die nicht einmal seine eigene war. Seine Frau Brenda hatte aus erster Ehe zwei Kinder mitgebracht – eines davon, Sohn Zachary, ist schwer behindert. “Diese harte Zeit hat mich geprägt. Heute will ich der Welt etwas von dem Glück zurückgeben, das ich gehabt habe”, sagte Warner. Sein Glück waren die St. Louis Rams, die ihm 1998 mit 27 Jahren eine zweite Chance gegeben hatten.

Warner spielte erst in der NFL Europa bei den Amsterdam Admirals, danach durfte er sich als dritter Quarterback bei den Rams versuchen. Nur durch Verletzungen seiner Vorderleute kam er zum Zug – und führte St. Louis im Jahr 2000 auf sensationelle Manier als MVP zum Triumph in der Super Bowl. 414 Pass-Yards hatte der Mann mit dem starken Arm im Finale erworfen – unangefochtener Rekord. Wenige Monate zuvor war er der Öffentlichkeit noch weitgehend unbekannt gewesen.

Einige Verletzungen, Wechsel und unglückliche Stationen später ist Kurt Warner wieder da – auf der größten aller Bühnen. Dabei hatten ihn die Cardinals nur als Ersatzmann für ihren Jungstar Matt Leinhart geholt. Nach dem kräht in Arizona mittlerweile kein Hahn mehr. Warner ist der Mann, führte das Team mit einer unglaublich effektiven Pass-Offense zum ersten Mal in seiner Clubgeschichte in die Super Bowl. “Dieses Spiel ist etwas Besonderes”, weiß Warner.

Vermutlich ist es seine letzte Chance, sich einen zweiten Meister-Ring überzustreifen. “Dieser Ring ist ein Privileg. Er öffnet dir alle Türen. Ich bin ein privilegierter Mensch”, erklärte Warner. Daran lässt er auch seine Mitmenschen teilhaben. Wann immer er mit seiner Familie Essen geht, darf sich eines der mittlerweile sieben Kinder eine andere Familie aussuchen, deren Rechnung er übernimmt. Der Superstar weiß aus eigener Erfahrung, wie es ist, jeden Cent zweimal umdrehen zu müssen.

Kurt Warner – eine Cinderella-Story ganz nach dem Geschmack der USA. Unumstritten ist der Altstar dennoch nicht. Seine ablehnende Haltung gegenüber der Stammzellenforschung, die er in Werbespots öffentlich zur Schau stellt, hat Warner auch Kritik eingebracht. “Leben ist heilig”, begründete der konservative Christ. “Ein Leben zu beenden, das macht für mich keinen Sinn – auch nicht im Sinne der Wissenschaft. Das widerspricht allem, woran ich glaube.”

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