Premierminister Carlos Gomes Junior und der Chef der Streitkräfte Zamora Induta seien am frühen Morgen von Offizieren festgenommen worden, berichtete die portugiesische Nachrichtenagentur Lusa unter Berufung auf diplomatische Kreise und internationale Organisationen. Indutas bisheriger Vize, Antonio Indjai, habe das Militärkommando übernommen. Die Lage in der Hauptstadt Bissau war zunächst unklar.
Nach Angaben von Lusa wurde Gomes Junior zunächst zusammen mit Induta im Hauptquartier der Streitkräfte festgehalten. Später sei er aber in sein Büro gefahren worden, wo er er mit Regierungsmitgliedern und Militärangehörigen zusammentraf. Auf den Straßen seien ungewöhnlich viele Soldaten zu sehen. Hunderte von Menschen hätten sich vor dem Regierungspalast versammelt, um gegen die Festnahme des Ministerpräsidenten zu protestieren. “Wir wollen keine Putsche mehr”, skandierten sie.
Der im Juli 2009 gewählte Präsident Malam Bacai Sanha gab zunächst keine Stellungnahme ab. Sanhas Vorgänger Joao Bernardo “Nino” Vieira war am 2. März vergangenen Jahres von Soldaten ermordet worden. Seit seiner Unabhängigkeit 1973 hat die ehemalige portugiesische Kolonie zahlreiche Putschversuche erlebt.
Der afrikanische Kleinstaat ist eines der ärmsten Länder der Welt. Im Norden des Landes sorgen Rebellentruppen aus dem benachbarten Senegal mit Überfällen für Unsicherheit. Auch internationale Drogenkartelle tragen zur Destabilisierung des Landes bei.