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Putin unter Druck: Ölpreis fällt unter kritische Grenze

Der Einbruch des Ölpreises bringt Russlands Staatshaushalt unter Druck, zwingt Putin zu möglichen Einschnitten und verschärft die wirtschaftliche Abhängigkeit von asiatischen Abnehmern.
Der Einbruch des Ölpreises bringt Russlands Staatshaushalt unter Druck, zwingt Putin zu möglichen Einschnitten und verschärft die wirtschaftliche Abhängigkeit von asiatischen Abnehmern. ©CANVA/AFP
Der globale Ölpreis ist stark gefallen – für Russland ein schwerer Schlag. Wegen internationaler Entwicklungen nähert sich der Preis für russisches Öl einer kritischen Marke. Der Kreml warnt vor wirtschaftlichen Folgen.

Die Preise für Rohöl sind Anfang April 2025 deutlich gesunken. Auslöser war ein umfassendes Zollpaket der USA gegen fast alle Handelspartner. Zwar ist Russland davon offiziell ausgenommen, doch die indirekten Folgen spürt die russische Wirtschaft umso stärker. Der Ölpreis fiel binnen einer Woche um etwa 15 Prozent.

Für Russland ist das problematisch: Ein Drittel der Staatseinnahmen stammen aus dem Ölgeschäft. Schon im März 2025 meldete das russische Finanzministerium einen Rückgang der Öleinnahmen um 17 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Der Kreml warnte nun offiziell vor einem „wirtschaftlichen Sturm“.

Preise nähern sich kritischer Grenze

Am 8. April fiel der Preis für die wichtigste russische Ölsorte „Urals“ auf etwa 50 US-Dollar pro Barrel – der niedrigste Stand seit März 2023. Damit liegt der Preis unter der von G7-Staaten, EU und Australien verhängten Preisobergrenze von 60 US-Dollar. Diese Obergrenze erschwert Russland den Export über reguläre Reedereien, weshalb eine Schattenflotte mit über 400 Tankern aufgebaut wurde.

Russland gewährt Großabnehmern wie Indien und China aktuell Preisnachlässe von 15 bis 20 US-Dollar gegenüber dem Brent-Referenzpreis. Bei einem Brent-Niveau von 65 Dollar verbleiben somit für russisches Öl nur rund 45 bis 50 Dollar – ein Bereich nahe der wirtschaftlichen Rentabilitätsgrenze.

Produktionskosten und Break-Even-Preise

Die Produktionskosten russischer Ölfelder werden von Analysten auf durchschnittlich 15 bis 25 Dollar pro Barrel geschätzt. Inklusive Transport und Export liegen die Gesamtkosten laut Schätzungen von Aramco oder der Internationalen Energie-Agentur (IEA) aktuell bei etwa 40 bis 45 Dollar. Sinkt der Exportpreis weiter, drohen erste Förderstopps – insbesondere bei kostenintensiveren Feldern.

Exportvolumen steigt trotz sinkender Preise

Trotz des Preisverfalls steigerte Russland im März seine Rohölausfuhren auf rund 3,45 Millionen Barrel pro Tag – der höchste Wert seit Oktober 2024. Dies deutet auf den Versuch hin, den Einnahmeverlust durch höhere Mengen auszugleichen.

Russland exportiert drei Hauptsorten: „Urals“ (vorwiegend Richtung Europa, nun Asien), „Espo“ (aus Ostsibirien über den Pazifik nach China) und „Sokol“ (aus Sachalin, ebenfalls nach Asien).

Druck auf den russischen Haushalt wächst

Im russischen Staatshaushalt für 2025 war ursprünglich mit einem Ölpreis von 70 US-Dollar kalkuliert worden. Jeder Dollar weniger bedeutet zusätzliche Haushaltslücken. Bisher gleicht Russland diese durch Entnahmen aus dem Staatsfonds aus, dessen Volumen bei etwa 50 Milliarden US-Dollar liegt. Sollte dieser Fonds erschöpft sein, müssten teure Kredite aufgenommen werden – bei aktuell rund 15,5 Prozent Zinsen für Staatsanleihen.

Zusätzlich belastet der starke Rubel die Einnahmenseite: Seit Jahresbeginn 2025 stieg der Kurs gegenüber dem Dollar um 36 Prozent, wodurch die in Dollar abgerechneten Exporte in der russischen Währung an Wert verlieren.

Auch andere Ölstaaten betroffen

Nicht nur Russland steht unter Druck. Laut Internationalem Währungsfonds benötigen Saudi-Arabien rund 90 und Kuwait etwa 80 US-Dollar pro Barrel, um ihre Haushalte zu decken. Die Vereinigten Arabischen Emirate kommen hingegen mit 50 Dollar aus. Die USA sind weniger abhängig von Öl-Einnahmen, doch für private Förderunternehmen liegt der Break-even laut Analysten zwischen 55 und 65 US-Dollar je nach Fördermethode.

Ausblick: Unsicherheiten bleiben

Wie sich der Ölpreis in den kommenden Monaten entwickelt, ist offen. Die OPEC hatte im März eine Produktionssteigerung beschlossen, was preis dämpfend wirkt. Gleichzeitig könnte Trumps Zollpolitik die globale Nachfrage weiter drücken – eine mögliche Reaktion wären neuerliche Förderkürzungen.

(VOL.AT)

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