15 Jahre Haft wegen versuchten Mordes – mit diesem einstimmigen Urteil ist am Mittwoch im Wiener Landesgericht der Prozess gegen Mario S. (22) zu Ende gegangen. Der von Freunden Psycho-Mario Genannte – in seinen Stammlokalen pflegte er brennende Zigarettenstummel zu verschlucken oder Gläser mit der flachen Hand zu zertrümmern – hatte in der Nacht auf den 15. September 2003 in der Discothek Palazzo in Wien-Hernals bei einer zufälligen Begegnung seine Ex-Freundin Maja K. (20) niedergestochen.
27.000 Euro Schmerzensgeld
Das Schwurgericht fällte darüber hinaus eine durchaus bemerkenswerte Entscheidung: Die von fünf Stichen in die Brust schwer verletzte junge Frau bekam schon im Strafverfahren knapp 27.000 Euro an Schmerzensgeld und Therapiekosten zugesprochen. Die Richter hatte sich von einer medizinischen Sachverständigen die erlittenen Schmerzen genau aufschlüsseln und diese von einem weiteren Experten mit den in Wien üblichen Tagsätzen bemessen lassen.
Eine Vorgangsweise, die gesetzlich zwar schon längst möglich ist, in der Praxis aber selten Anwendung findet. Dem Opfer bleibt damit zur Geltendmachung der finanziellen Ansprüche ein kostspieliges, langwieriges Zivilverfahren erspart.
Maja: Er wollte mich ermorden
Das Urteil ist nicht rechtskräftig. Mario S. erbat Bedenkzeit, Staatsanwältin Natascha Michel gab vorerst keine Erklärung ab.
Sein Ziel war es, mich zu ermorden, hatte Maja K. beim Prozessauftakt im Jänner im Zeugenstand deponiert. Sie hatte sich im April 2002 von ihrem Freund getrennt, weil sie seine besitzergreifende, zu Gewalttätigkeiten neigende Art und übertriebene Eifersucht nicht mehr ertrug.
Mario S. begann sie laut Anklage darauf regelrecht zu terrorisieren. Ihr Telefon läutete ständig, der 22-Jährige überwachte sie auch persönlich. Die junge Frau gab ihren Beruf auf, weil sie sich nicht mehr aus dem Haus wagte.
Messer am Nachmittag frisch geschliffen
In der Disco zog Mario S. dann das Messer aus der Jacke, das er am Nachmittag noch frisch geschliffen hatte. Er war in einem Fleisch- und Wurstbetrieb beschäftigt. Er packte Maja K. am Hals, zerrte sie quer über die Tanzfläche und stach ihr mehrmals wuchtig in die Brust. Danach verließ er das Tanzlokal, übernachtete in einem Park und stellte sich am nächsten Tag der Polizei.
Maja K. überlebte nur mit viel Glück und dank einer raschen Notoperation im nahe gelegenen Wilhelminenspital. Sie hatte eineinhalb Liter Blut verloren. Einige Tage hing ihr Leben an einem seidenen Faden.
Redaktion: Bernhard Degen