Prozess um Verunglimpfung der Ex-Freundin im Internet

Der Mann fasste am Wiener Landesgericht wegen fortdauernder Belästigung im Wege einer Telekommunikation, beharrlicher Verfolgung, Nötigung und gefährlicher Drohung neun Monate Haft aus, davon drei Monate unbedingt. Die Richterin nannte das Vorgehen des 35-Jährigen "widerlich". Der Mann, der Anfang Juni wegen Tatbegehungsgefahr in U-Haft genommen worden war, akzeptierte die Strafe. Das Urteil ist rechtskräftig.
Hatten sich über TikTok kennen gelernt
Er hatte die 38-Jährige im Vorjahr über TikTok kennengelernt. Rasch verlobten sich die aus der Türkei stammenden Frischverliebten. Die Frau legte recht rasch die rosa Brille ab, wie sie nun als Zeugin dem Gericht darlegte. Der Mann habe sie kontrolliert, ihr Treffen mit ihren Freundinnen untersagt und sei sehr eifersüchtig gewesen. Auf der anderen Seite habe er "ständig heiraten" wollen, wofür es aus Sicht der Frau "zu früh" war, wie sie ausführte.
Nachdem es Ende März zu Tätlichkeiten gekommen war, gab sie ihm den Laufpass. Der 35-Jährige akzeptierte das nicht. Zunächst schickte er ihr über WhatsApp Drohungen ("Dein Kopf wird brennen"), er tauchte auch vor ihrer Wohnung auf und begehrte Einlass, indem er gegen die Tür trat.
Betroffene: "Ich war sehr beeinträchtigt"
Die erheblichsten Auswirkungen hatten jedoch die Fake Accounts. Fast 100 ihr völlig unbekannte Männer schrieben die 38-Jährige an. Einige meldeten sich telefonisch oder standen sogar vor ihrer Wohnung, um die vermeintlichen Dienste in Anspruch zu nehmen. "Männer sind gekommen und haben an der Tür geklopft und angeläutet", berichtete die Frau dem Gericht. Das habe sie "psychisch fertig gemacht. Ich war sehr beeinträchtigt". Sie habe zwei Mal ihre Telefonnummer gewechselt. Ruhe habe sie aber erst mit der Inhaftierung ihres Ex-Freundes gehabt.
Der Angeklagte behauptete, er habe mit den Fake Accounts nichts zu tun gehabt. Diese hätten seine frühere Partnerin oder eine ihrer Freundinnen angelegt, "um es mir in die Schuhe zu schieben". In seiner Einvernahme stilisierte er sich zum Opfer: "Wir wollten heiraten. Sie hat mir die Ehe versprochen. Ich habe es geglaubt". Dann habe die Frau von ihm 150 Gramm Gold verlangt. Weil er sich das nicht leisten konnte, "hat sie gesagt, ich soll mich schleichen."
Nach Rücksprache mit seinem Verteidiger akzeptierte der 35-Jährige überraschenderweise das Urteil. Dieses verpflichtet ihn auch zur Zahlung von 700 Euro an seine Ex-Freundin. Mit diesem Betrag hatte sich die Frau dem Verfahren als Privatbeteiligte angeschlossen.
(APA)