Angeklagt sind vier Niederösterreicher. Laut Staatsanwalt Roland Koch wollten sie 2004 in Bergamo in Italien einen Geschäftspartner des Erstangeklagten entführen, um 400.000 Euro zu kassieren. Sie überwältigten jedoch irrtümlich den falschen Mann. Als sie die Verwechslung bemerkten und das Opfer um Hilfe schrie, ergriffen sie die Flucht.
Nur ein Angeklagter, ein 24-jähriger Zimmermann, bekannte sich in dem am Dienstag gestarteten Prozess für schuldig. Er war es auch, der den Fall ins Rollen brachte, indem er sich mit einem Geständnis an die Polizei wandte. Bei den weiteren Beschuldigten handelt es sich um einen 38-jährigen Autohändler, dem auch schwerer gewerbsmäßiger Betrug vorgeworfen wird, einen 37-jährigen Elektriker und einen Polizisten (37), dem neben der Beteiligung am Entführungsversuch Betrug und Anstiftung zum Amtsmissbrauch zur Last gelegt wird.
Befragt wurde am Donnerstag ein 30-jähriger Untersuchungsrichter, der den Erstangeklagten einvernommen hatte. Der Autohändler habe bei einem Protokoll allerdings die Unterschrift mit dem Hinweis darauf verweigert, dass man sein Leben zerstören will, so der Untersuchungsrichter. Haben sie einseitig ermittelt?, wollte Koch von seinem Berufskollegen wissen. Nein, antwortete dieser. Die Untersuchungshaft des 38-Jährigen sei verlängert worden, da er dringenden Tatverdacht erkannt habe, sagte der 30-Jährige.
Ein 29-jähriger Baggerfahrer wurde zu den Betrugsvorwürfen des Autohändlers sowie des Polizisten befragt. Der Exekutivbeamte habe ihn gefragt, ob ein Auto nicht auf seinen Namen angemeldet werden könne. Dies wurde dann auch so vereinbart, 500 Euro kassierte der 29-Jährige dafür. Mit dem Pkw gefahren sei aber primär der Polizist. Etwa vier Monate nach dem Deal wurde mit dem Mercedes ein Unfall verursacht. Als es darum gegangen sei, den Bericht für die Versicherung dazu anzufertigen, sei er gebeten worden, das Formular zu unterzeichnen. Er habe sich nix dabei gedacht und auf Bitte des Polizisten schließlich unterschrieben, sagte der 29-Jährige, obwohl er das Auto gar nicht gelenkt habe.
Aufgekommen war der gesamte Fall, als sich der 24-jährige Zweitangeklagte an die Polizei wandte. Ein 35-jähriger Revierinspektor, der den Mann einvernommen hatte, gab an, dass die Geschichte damals sehr abenteuerlich geklungen habe. Wie ein schlechter Action-Film, so der vorsitzende Richter des Geschworenensenats, Peter Kotynski. Die in der Folge durchgeführten Erhebungen hätten die Angaben des Mannes aber bald bestätigt, sagte der 35-Jährige.
Urteile gegen die vier Beschuldigten sollen noch heute, Donnerstag, verkündet werden. Dies dürfte jedoch erst in den späten Abendstunden der Fall sein, wie zwei Verteidiger im Vorfeld der Verhandlung der APA mitteilten.
Bei Justiz kein Unbekannter
Jener Italiener, der ursprünglich entführt werden hätte sollen, war nicht zur Verhandlung erschienen. Der Mann ist bei der Justiz kein Unbekannter, stellte sich heraus, als Richter Peter Kotynski den Strafregisterauszug des Geschäftspartners des Autohändlers vorlegte. Dieser reicht zurück bis ins Jahr 1976: Betrug, Fälschung öffentlicher Urkunden oder das Ausstellen von ungedeckten Schecks wurden dem Italiener angelastet.
Der Italiener wurde in Österreich am 16. Mai 2003 zur Verhaftung ausgeschrieben, so Kotynski. Der Haftbefehl wurde im April des Vorjahres widerrufen.
Die Aussage des Erstangeklagten, man hätte den Italiener nach Österreich bringen und ihn dort der Polizei übergeben wollen, wurde von einem ehemaligen Mitarbeiter des Autohändlers untermauert. Darüber ist geredet worden, sagte der 49-Jährige zum Richter. Der Mann, derzeit als Immobilienverkäufer tätig, wies auch darauf hin, dass der italienische Geschäftspartner im Büro des Niederösterreichers zwei oder drei Mal angerufen habe. Dabei sei sein Chef mit dem Tod bedroht worden. Die Gespräche habe er mitbekommen, da sich sein Arbeitsplatz neben dem des 38-Jährigen befunden habe.
Eine andere Vorgangsweise, den Geschäftsmann nach Österreich zu locken, schilderte ein 39-jähriger Italiener. Der Erstangeklagte habe mit dem in Salzburg wohnhaften Gastronom Kontakt aufgenommen. Es hätte vereinbart werden sollen, mit dem Geschäftsmann einen Autohandel zu vereinbaren. Die Übergabe des oder der Pkw hätte dann in Deutschland erfolgen sollen. Dabei hätte der Italiener der Exekutive übergeben werden sollen. Das Vorhaben scheiterte allerdings, das mutmaßliche Opfer reagierte auf die Telefonanrufe des 39-Jährigen nicht.
ZUr Beratung zurück gezogen
Die Geschworenen zogen sich gegen 16.15 Uhr zur Beratung zurück. Die Urteile gegen die vier Beschuldigten wurden für den Abend erwartet.