Schon seit Mitte November müssen sich eine 51-jährige Geschäftsfrau und ein 33-jähriger Slowake vor einem Schöffensenat (Vorsitz: Christian Böhm) verantworten, weil sie den Wiener Polizisten zusammengeschlagen haben sollen – und diese Tag von langer Hand geplant und durchgezogen haben sollen.
Darlehen an vermeintlich reiche Russin
Hintergrund der Brutalo-Aktion dürfte ein Darlehen des Polizisten an die ‘momentan’ unter Finanznot leidende Russin gewesen sein. Der Beamte – der bereits wegen Amtsmissbrauchs vorbestraft ist – soll dafür Wucherzinsen verlangt haben. Verteidiger Philipp Winkler beantragte in diesem Zusammenhang, das Gericht möge einen Laptop untersuchen lassen, auf dem der Vertrag abgespeichert sein soll. Damit ließe sich nachweisen, dass der Chefinspektor einen Zinssatz von monatlich 17 Prozent verlangt hatte, sagte Winkler. Der Polizist bestreitet diese Darstellung entschieden.
Nicht nur Polizist falsche Tatsachen vorgespielt
Die 51-Jährige hatte bei mehreren Personen Kredite zu miserablen Konditionen aufgenommen. So hatte ihr ihre Kosmetikerin etwa in mehreren Tranchen 90.000 Euro geborgt, “weil ich sie so lang gekannt hab’ und geglaubt hab’, wir wären befreundet”, wie die Frau im Zeugenstand erklärte. Die Angeklagte habe sie “einfach überredet” und ihr vorgemacht, eine “Kupferfabrik mit 100 Angestellten” zu besitzen.
Die Wahrheit: Schulden
Tatsächlich hatte die Frau nach dem Tod ihres Ehemannes vor allem eines: Einen riesigen Schuldenberg. Um an Geld zu kommen, versprach sie beispielsweise der Kosmetikerin 20 Prozent Zinsen – und zwar alle sechs Woche.
Auch Geschäftsmann ließ sich blenden
Dieselben Konditionen schlug die Russin einem wohlhabenden Geschäftsmann vor, dem sie vormachte, ihr fehle noch etwas Kapital für ein Investment in ein Schmuckgeschäft. “Sie galt als Grand Dame, als superreiche Russin. In der Villa, wo sie am Anfang noch gelebt hat, war alles in Gold und Marmor. Sehr eindrucksvoll”, berichtete der 70-Jährige. Er sei “von dem Lebensbild verblendet” gewesen und habe ihr daher insgesamt 430.000 Euro geborgt.
Als er sein Geld zurückverlangte, sei er immer wieder vertröstet worden. Im Unterschied zum Chefinspektor, der seine 20.000 Euro unter Drohungen einforderte, habe er aber keinen Druck aufgebaut: “Als ich das in der Zeitung gelesen hab’, was dem Inspektor passiert ist, hab ich mir gedacht: ‘Na Gott sei Dank hab’ ich keine schärferen Maßnahmen in Erwägung gezogen'”, sagte der Zeuge.
Die Verhandlung um die Russin und den Polizist wird in der kommenden Woche fortgesetzt.