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Prozess um mutmaßliche Jihadisten Mirsad O. und Mucharbek T. vertagt

Das bewachte Grazer Straflandesgericht zu Prozessauftakt.
Das bewachte Grazer Straflandesgericht zu Prozessauftakt. ©APA
Der Prozess gegen die mutmaßlichen Jihadisten Mirsad O. und Mucharbek T. wurde Montagabend vertagt. Das Grazer Gericht hatte nahezu allen Anträgen der Verteidigung stattgegeben. Alle Zeugen wurden zugelassen und ein ergänzendes Gutachten des Islamismus-Experten wird eingeholt. Ebenso wurde die Übersetzung einer CD mit Reden von Mirsad O. in bosnischer Sprache in Auftrag gegeben. Lediglich ein psychiatrisches Gutachten über einen Zeugen wurde abgelehnt.

Der sechste Verhandlungstag hatte mit der Befragung von zwei Zeugen begonnen. Es handelte sich um die Brüder jenes Mannes, der in der Vorwoche wegen Falschaussage während der Verhandlung festgenommen worden war, weil er ganz andere Angaben machte als bei seiner Befragung durch die Polizei. Sein Bruder schilderte, dass die Familie den dritten Bruder plötzlich vermisst habe und den Verdacht hegte, er sei in Syrien als Kämpfer für die Terrororganisation “Islamischer Staat” (IS). In der Moschee hatten sie auch nach ihm gesucht, weil er begonnen hatte, oft dorthin zu gehen und sich einen Vollbart hatte wachsen lassen. Dort bekam die Familie aber nur zu hören: “Seid froh, dass er in Syrien kämpft, dann kann er als Märtyrer ins Paradies kommen.”

Prozess um islamischen Prediger Mirsad O. vertagt

Der dritte Bruder, der mittlerweile wieder zuhause ist und wegen seiner Aktivitäten bereits in Wien verurteilt wurde, gab an, er kenne Mirsad O. zwar aus der Moschee, habe aber nie gehört, dass dieser jemanden aufgefordert hätte, nach Syrien zu gehen: “Er hat über das Gebet, über das Fasten und dass man gut zu den Eltern sein soll gepredigt”, schilderte er. “Auch über den Jihad?”, fragte der Richter. “Das kann ich mich nicht erinnern”, kam die Antwort. Der Zeuge erzählte auch von Ausflügen mit Mirsad O. und Mucharbek T., wo man gemeinsam schwimmen gegangen sei. Der Richter konfrontierte ihn mit einem dieser “Ausflüge”, der sich als Schießübung auf der Donauinsel entpuppte. “Warum macht man so etwas?” “Weiß ich nicht”. “Wer hatte die Idee?” “Weiß ich nicht”, so die stereotype und unverfängliche Antwort.

Verhandlung um mutmaßliche Jihadisten in Graz

Es folgte die Vorführung von Videos, die vor allem die Verbindungen von Mirsad O. zu Personen, die tatsächlich in Syrien als Kämpfer waren, zeigen sollten. Audiodateien, die für die Zuhörer teilweise sehr schlecht zu verstehen waren, gaben Gespräche im Auto des Predigers wieder.

Die beiden Verteidiger beantragen rund zwei Dutzend weitere Zeugen, die nun alle gehört werden sollen. Außerdem soll der Islamismus-Sachverständige ein ergänzendes Gutachten erstellen, weiters wird eine CD mit bosnischen Reden von Mirsad O. zur Gänze übersetzt, bisher lagen nur Auszüge vor. Zur Überprüfung des genauen Tathergangs der angeklagten Bluttaten sollen auch Funkprotokolle angefordert werden. Abgelehnt wurde nur ein psychiatrisches Gutachten eines Belastungszeugen, der sich mittlerweile im Zeugenschutzprogramm befindet und maskiert ausgesagt hatte. Der Richter kündigte an, das Verfahren in frühestens sechs Monaten fortzusetzen.

(apa/red)

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