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Prozess um geohrfeigten Staatsanwalt: "Wollte zum Nachdenken anregen"

Im vergangenen Juni ohrfeigte der Angeklagte einen Staatsanwalt.
Im vergangenen Juni ohrfeigte der Angeklagte einen Staatsanwalt. ©APA
Am Dienstag wurde ein 57-jähriger Mann vor Gericht zur Verantwortung gezogen. Im vergangenen Juni versetzte er einem Staatsanwalt eine Ohrfeige und musste sich nun wegen des tätlichen Angriffs auf einen Beamten veranworten.

“Das war für mich keine Ohrfeige. Das war nicht mit Hass. Ich wollte zum Nachdenken anregen”, erklärte der Angeklagte. Für einen tätlichen Angriff auf einen Beamten sieht das Strafgesetzbuch bis zu sechs Monate Haft vor.

Mann ohrfeigte Staatsanwalt

Anfang des Jahres hatte der Mann Anzeige wegen Betrugs erstattet, weil ihm seine beiden Arbeitgeber den ihm zustehenden Lohn nur teilweise bzw. gar nicht ausbezahlt hatten. Da die polizeilichen Ermittlungen nicht vorankamen, suchte der 57-Jährige schließlich die Staatsanwaltschaft auf. Bei seinem ersten Besuch wurde er zum Journalstaatsanwalt geschickt, der den Mann geduldig anhörte, ihn am Ende aber wegschickte und um Abwarten ersuchte.

“Wollte zum Nachdenken anregen”

Am 15. Juni erschien der 57-Jährige neuerlich bei der Anklagebehörde und machte sich auf die Suche nach dem ihm nunmehr namentlich bekannten Staatsanwalt, den er irrtümlich als für seinen Fall zuständig ansah. Nachdem er eine Weile durchs Gebäude geirrt war, begegnete ihm der junge Ankläger, der soeben zu Mittag gegessen hatte, auf dem Gang.

“Sie sind meine letzte Hoffnung, bitte helfen Sie mir!”, forderte der Besucher eindringlich. Der Staatsanwalt gab ihm zu verstehen, dass er diesmal nicht Journaldienst habe. “Er wollte mich einfach wegschicken. Zum zweiten Mal. Ich habe mich wie betrogen gefühlt”, erzählte der Mann nun Richter Michael Tolstiuk. Da habe er dem Staatsanwalt zunächst angekündigt “Ich habe eine Belohnung für Sie” und diesem dann “so einen Klatsch” versetzt.

Angeklagter fühlte sich von Staatsanwalt betrogen

Ein Kollege des Anklägers bekam die Szene mit und eilte diesem zu Hilfe. Vorsorglich habe er “eine Verteidigungsposition” eingenommen, “aber ich bin kein Täter. Ich bin Opfer. Ich habe so viel Unrecht erlebt. Meine menschlichen Grundrechte sind missbraucht worden”, betonte der Angeklagte.

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