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Prozess um Doppelmord in Wien-Landstraße

Ehemalige Geliebte wollte betagten Wiener mit drei Komplizen berauben - 75-jähriger Witwer und seine junge Freundin erschlagen - Vier Verdächtige auf der Anklagebank.

Alfred R. galt trotz seines vorgerückten Alters als äußerst lebensfroh, gesellig und unternehmungsfreudig. Nach dem Tod seiner Frau hatte der 75-jährige Geschäftsmann eine Vorliebe für junge Frauen entwickelt, die er auskostete: Zuletzt lebte die 22 Jahre alte Erika S., eine gebürtige Slowakin, in seiner Wohnung in Wien-Landstraße, wo sie ihm nicht nur den Haushalt führte. Am 16. Juni 2004 fiel das ungleiche Paar einem Doppelmord zum Opfer, der ab kommendem Dienstag im Straflandesgericht verhandelt wird.

Wegen Raubmordes müssen sich eine ehemalige Geliebte des ums Leben gekommenen Baumeisters, ihr jetziger Freund, ihre Schwester und deren Ehemann vor einem Schwurgericht (Vorsitz: Bernhard Kucera) verantworten. Jana M. (21) hatte den Witwer Ende 2002 in einem Lokal kennen gelernt, wo die ebenfalls aus der Slowakei stammende Frau als Kellnerin arbeitete.

Großzügige Unterstützung

„Sie war zunächst an einer Beziehung mit dem weit älteren Mann nicht interessiert. Als sie jedoch erfuhr, dass er im Baugewerbe tätig war und gut verdiente, ging sie auf sein ’Werben’ ein und ließ sich dazu überreden, bei ihm zu wohnen. Sie ließ sich nun vom ihm sehr großzügig finanziell unerstützen“, heißt es in der Anklageschrift.

Die Beziehung hielt bis Mai 2003, als Jana M. aus- und nur wenig später ihre unwesentlich ältere Landsfrau bei Alfred R. einzog. Der 75-Jährige unterstützte seine in ihre Heimat zurück gekehrte Ex-Freundin aber weiterhin, überwies ihr monatlich bis zu 500 Euro, blieb in telefonischem Kontakt, der sich Anfang Mai 2004 intensivierte. Zuletzt telefonierten die beiden wieder fast täglich miteinander.

Jana M. wusste, dass der 75-Jährige in einem Wandversteck in seiner Wohnung üblicherweise höhere Geldbeträge deponierte. Ihr war nicht bekannt, dass seine Geschäfte zuletzt nicht mehr sehr gut gingen, er erhebliche finanzielle Einbußen erlitten hatte und kaum mehr liquide Mittel besaß.

Geld für Hochzeit fehlte

Sie wollte ihren neuen Freund, einen 30-jährigen Slowaken, heiraten. Dazu fehlte ihr das Geld. Auch ihre ältere Schwester und ihr Ehemann waren in finanzieller Hinsicht alles anderes als gut gestellt. Laut Anklage beschlossen sie daher, nach Wien zu fahren. „Sie waren entschlossen, Alfred R. zu töten, dann seine Wohnung zu durchsuchen und sämtliche Wertgegenstände mitzunehmen“, so Staatsanwältin Andrea Zelloth-Jannach in ihrer Anklage.

Die Vier setzten sich ins Auto, und noch am selben Abend klopfte man bei Alfred R. an. Angesichts seiner Ex-Freundin ließ er die Besucher ohne weiteres hinein, kredenzte ihnen Wein, setzte sich ans Klavier, um für seine Gäste aufzuspielen. Die ihm fremden Männer erschlugen ihn laut Anklage mit einer Weinflasche und einem dumpfen Gegenstand. Danach töteten sie auf dieselbe Weise Erika S., „die als Zeugin ausgeschaltet werden sollte“ (Anklageschrift).

“Genetische Fingerabdrücke” belasten die Angeklagten

Mit Schmuck und ohne das erhoffte Bargeld setzten sie sich Richtung Osten ab, wo sie rund zwei Monate später festgenommen werden konnten. Die slowakischen Behörden zeigten sich sehr kooperativ und lieferten die Verdächtigen rasch aus, die nun von einem DNA-Gutachten massiv belastet werden: Auf Weingläsern, die Alfred R. seinen Gästen vorgesetzt hatte, fanden sich „genetische Fingerabdrücke“ aller vier Angeklagten.

Diese haben im Vorverfahren den Tatvorwurf bestritten. Der Freund von Jana M. behauptet sogar, niemals in Wien gewesen zu sein. Die Verhandlung ist auf drei Tage anberaumt.

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