Wegen seiner Statur und immensen Körperkraft wurde Tasin D. ehrfurchtsvoll der Bär genannt. Er starb am frühen Morgen des 19. Mai 2004 vor einem Lokal in Wien-Simmering. Den Hinweis auf die Täter lieferte der Sterbende selbst: Baba und seine Brüder, konnte er den Polizeibeamten noch zuflüstern.
Dabei handelte es sich um Selahattin K. (34), seine Halbbrüder Fahrettin (22) und Necmettin (36) sowie einen 37-jährigen Freund des Trios, denen nun zehn bis 20 Jahre oder lebenslange Haft drohen. Ihr Opfer soll angeblich ein Pate der Türken-Mafia in der Bundeshauptstadt gewesen sein und zwielichtige Geschäfte mit den Brüdern abgewickelt haben. Beim Verkauf eines Kaffeehauses geriet man sich in die Haare.
Mord als Racheakt?
Man wollte sich rächen, meinte Staatsanwältin Andrea Zelloth-Janach. Als der 40-Jährige daher zu später Stunde telefonisch ein Treffen vorschlug, steckte Selahattin K. ein Küchenmesser und eine Gaspistole ein und machte sich auf den Weg. Sein jüngerer Bruder folgte ihm – ebenfalls mit einem Messer bewaffnet.
Laut Anklage gingen Selahattin und Fahrettin K. sofort und ohne ein Wort zu wechseln auf den Bären los, als dieser auf der Bildfläche erschien. Mehrmals wurde ihm wuchtig in den Oberkörper und den Genitalbereich gestochen. Als er nicht zu Boden ging, machte Selahattin K. von seiner Pistole Gebrauch – seiner Darstellung nach deshalb, weil sein Gegenüber auf den Ruf Stehenbleiben! nicht reagierte.
Zwei Schüsse trafen den Bären mitten in die Brust, wobei der letzte auf den bereits tödlich verletzt am Boden Liegenden abgegeben wurde. Das war ein gefährlicher Mensch! Er war Boxer!, rechtfertigten sich die Angeklagten.
Geschworene beraten
Die Geschworenen zogen sich zu Mittag zur Beratung zurück, mit den Urteilen ist am späteren Nachmittag zu rechnen.