AA

Prozess: Schwangere Slowakinnen erschlichen Sozialleistungen

Eine besonders dreiste Betrügerin hatte sich am Donnerstag vor einem Wiener Schöffensenat zu verantworten.

Die 42-jährige Slowakin hatte zahlreiche schwangere Landsfrauen nach Wien gebracht und ihnen mit getürkten Unterlagen Sozialleistungen “vermittelt”, indem sie sie zum Schein bei Firmen als Arbeitskräfte und an Wohnadressen als Mieterinnen anmeldete. Das kassierte Geld soll sie sich zum größten Teil selbst behalten haben.

Die Angeklagte hatte ihre schwangeren “Schützlinge” stets zu Ultraschall- und Mutter-Kind-Pass-Untersuchungen begleitet und ließ, sobald diese in ihrer Heimat niedergekommen waren, umgehend die Geburtsurkunden ins Deutsche übersetzen und der Wiener Gebietskrankenkasse sowie dem Finanzamt zukommen. Zugleich suchte sie um Kindergeld und Familienbeihilfe an.

Tatsächlich wurden auf ein Konto, über das einzig und allein die 42-Jährige verfügen konnte, jahrelang die geforderten Sozialleistungen überwiesen. Von der Anklage war ein Tatzeitraum von acht Jahren – 1996 bis 2007 – umfasst. Inkriminierter Schaden: 72.300 Euro, wobei es sich dabei nur um die “Spitze des Eisbergs” handeln dürfte, zumal innerhalb von zwei Jahren nachgewiesenermaßen nicht weniger als 133.000 Euro auf das Konto flossen.

“So leicht kann man also unsere Behörden über den Tisch ziehen”, meinte Richter Walter Stockhammer kopfschüttelnd.

Die Machenschaften flogen erst auf, als einige der jungen Mütter die “Honorare” sehen wollte, die ihnen die 42-Jährige versprochen hatte, aber offenbar schuldig geblieben war. Fünf der fast zwei Dutzend Slowakinnen, die der österreichische Staat unfreiwillig “gesponsert” hatte, waren daraufhin bereit, gegen die bereits einschlägig vorbestrafte Betrügerin auszusagen, die sich nun in der Verhandlung zerknirscht gab (“Ich habe Blödsinn gemacht, ich gebe es zu!”) und um eine milde Strafe ersuchte.

Am Donnerstagnachmittag wurde sie im Wiener Straflandesgericht wegen schweren gewerbsmäßigen Betrugs zu drei Jahren unbedingter Haft verurteilt. Das Urteil ist nicht rechtskräftig.

“Sie haben in großem Stil den Staat betrogen! Sie haben das sehr schlau gemacht und mit sehr viel krimineller Energie eingefädelt. Als Richter könnte ich mir das in meinem ganzen Leben nicht ersparen, was sie kassiert haben”, wetterte Richter Walter Stockhammer in der Urteilsbegründung.

Die 42-Jährige bat um Bedenkzeit. Die Staatsanwältin gab vorerst keine Erklärung ab.

  • VIENNA.AT
  • Wien
  • Prozess: Schwangere Slowakinnen erschlichen Sozialleistungen
  • Kommentare
    Kommentare
    Grund der Meldung
    • Werbung
    • Verstoß gegen Nutzungsbedingungen
    • Persönliche Daten veröffentlicht
    Noch 1000 Zeichen