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Prozess in Wien: Gymnastiktrainer soll Schützlinge missbraucht haben

Am Mittwoch musste sich am Straflandesgericht in Wien ein Gymnastiktrainer wegen sexuellen Missbrauch verantworten.
Am Mittwoch musste sich am Straflandesgericht in Wien ein Gymnastiktrainer wegen sexuellen Missbrauch verantworten. ©APA/HELMUT FOHRINGER (Symbolbild)
Am Mittwoch musste sich am Wiener Straflandesgericht ein Gymnastiktrainer wegen schweren sexuellen Missbrauchs und Missbrauchs eines Autoritätsverhältnisses verantworten, weil er sich seinen Schützlingen unsittlich genähert haben soll.

Eine Gruppe von Turnerinnen zeigte 2019 an, dass der Mann sie beim Dehnen nicht adäquat berührt haben soll. Daraufhin meldeten sich auch zwei Frauen, die vor mehr als zehn bzw. 20 Jahren Ähnliches erlebt haben.

Gymnastiktrainer soll Schützlinge missbraucht haben

Der Mann, der von Andreas Schweitzer anwaltlich vertreten wurde, war bereits in seiner Heimat in einem südosteuropäischen Land im Nationalteam und in den Wirren des Jugoslawienkrieges mit seinen Eltern nach Österreich gekommen. Seitdem arbeitet er als Trainer in Wien. Im Zuge dieser Trainings soll es 2018 zu den Übergriffen gekommen sein, wie eine fünfköpfige Gruppe von Turnerinnen anzeigte. Beim Dehnen soll er über die Hüfte und das Gesäß die Mädchen sexuell berührt haben, weshalb diese das meldeten. Außerdem habe der Mann laut Anklage einer 13-jährigen Athletin im September 2019 auf die Brust gegriffen haben.

Zwei weitere Frauen meldeten sich

Im Zuge der Ermittlungen meldeten sich daraufhin zwei weitere Frauen. Eine von ihnen wurde vor mehr als 20 Jahren von dem damals 26-Jährigen zu einem Probetraining nach Wien eingeladen. Die damals 13-Jährige wurde im Sommer 1999 von dem Trainer vom Bahnhof abgeholt, allerdings war sie viel zu früh angekommen. "Sie hatte kein Geld bei sich und auch noch nichts gegessen, was vor dem Training nicht gut ist", meinte der mittlerweile 48-Jährige. Da habe er das Mädchen mit in seine Wohnung genommen, die er damals gemeinsam mit seinen Eltern bewohnte.

Prozess am Straflandesgericht Wien

Die 13-Jährige habe sich "sehr innig" verhalten, immer wieder betont, wie froh sie sei, dass er sie zum Training geladen hätten. Daheim angekommen schauten sich die beiden zum Zeitüberbrücken einen Film an. "Sie hat ihren Kopf auf meine Schulter gelegt, ich habe sie angeschaut und dann haben wir geschmust", meinte der Beschuldigte. Zu mehr sei es nicht gekommen, als er im Gespräch herausgefunden habe, dass das Mädchen erst 13 sei. "Sie war viel jünger, als ich angenommen habe." Daraufhin habe er sich entschuldigt und hat "sofort aufgehört". Laut Anklage habe das Mädchen danach eine Essstörung entwickelt.

Weiterer Vorfall zehn Jahre später in Wien

Zu einem weiteren Vorfall war es zehn Jahre später gekommen. Nach einem mehrjährigen Auslandsaufenthalt war er 2009 mit seiner damals hochschwangeren Freundin wieder nach Wien zurückgekehrt. Bei einem Besuch einer Freundin der Frau, wobei die drei gemeinsam im Bett geschlafen haben, soll es zu einem weiteren sexuellen Übergriff gekommen sein, was der 48-Jährige genauso in Abrede stellte wie alle anderen Vorwürfe. Die drei haben deshalb zu dritt in einem Bett geschlafen, weil gerade das Wohnzimmer renoviert wurde und er nicht auf die Couch ausweichen konnte. Allerdings zitierte Schöffensenatsvorsitzende Corinna Huber aus dem damaligen Tagebuch der 15-Jährigen: "Dass das mit (abgekürzter Name des Angeklagten, Anm.) passiert ist, ich habe mich einfach nur vergewaltigt gefühlt. Das Schlimmste, was mir je passiert", schrieb das Mädchen. Der Angeklagte meinte, das alles sei eine Intrige seiner Trainerkollegen, weil seine Athletinnen viel erfolgreicher gewesen seien.

Weiterer Verhandlungstag am Donnerstag in Wien

Für die Einvernahme der betroffenen Mädchen wurde die Öffentlichkeit beim Prozess aufgeschlossen. Ein Urteil wird es am Mittwoch noch nicht geben. Am morgigen Donnerstag findet ein weiterer Verhandlungstag statt.

(APA/Red)

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