Prozess in La Paz: Urteil in den kommenden Tagen möglich
Seit Mitte April wurde an sechs Tagen verhandelt, zuletzt am Samstag vergangener Woche. Von den acht Angeklagten stehen nur vier vor Gericht, die anderen sind flüchtig, gegen sie wird in Abwesenheit verhandelt. Sie wurden, wie Rabitsch der APA sagte, zu “Rebellen” erklärt, nachdem die gesamte Anklageschrift in nationalen Zeitungen veröffentlicht worden war. Unter den vier Anwesenden sind zwei der sechs mutmaßlichen Mörder: Ramiro Milan, der als Chef der zumindest 15 Mitglieder umfassenden Bande gilt, hat sich laut Rabitsch schuldig erklärt. Der ebenfalls wegen Mordes angeklagte Wilfredo Alanes bestreitet die Vorwürfe, wird den Angaben zufolge aber durch die Beweislage und Zeugenaussagen schwer belastet. Den beiden Männern drohen 30 Jahre Haft.
Unterdessen wurde ein weiteres Verfahren gegen Mitglieder der Bande eingeleitet, in dessen Rahmen sich mit Ramiro Morales ein weiterer mutmaßlicher Mörder verantworten muss. Mit ihm soll unter anderem ein korrupter Polizist vor Gericht stehen. Ein vor mehr als einem Monat gefasster Verdächtiger habe einen Tag nach seiner Festnahme in der Zelle Selbstmord durch Erhängen begangen, erläuterte der Vater des ermordeten Wieners.
“Korruption unter Polizisten ist eines der größten Probleme Boliviens. Sie führt zu manchmal unhaltbaren Situationen und zunehmend dazu, dass die Bevölkerung die Justiz in die eigenen Hände – bis hin zur Lynchjustiz – nimmt”, erklärte Rabitsch. “Ich habe in einem Stadtteil von La Paz an Lichtmasten aufgehängte Strohpuppen gesehen, die Verbrechern zeigen sollen, hier besser keine Straftaten zu begehen, da sonst die Bevölkerung für Strafe sorgen wird.”