AA

Prozess gegen Milosevic fortgesetzt

Nach vierwöchiger Sommerpause ist am Montag der Prozess gegen den ehemaligen jugoslawischen Präsidenten Slobodan Milosevic in Den Haag fortgesetzt worden.

Die Anklage hat noch drei Wochen zur Verfügung bekommen, um ihre Beweise für Kriegsverbrechen im Kosovo vorzuführen. Nach einer weiteren zweiwöchigen Pause soll danach mit dem Prozess wegen Kriegsverbrechen in Kroatien und Bosnien begonnen werden.

Neben einigen albanischen Zeugen sollen bis zum 13. September mehrere Offiziere des jugoslawischen Militärs und der serbischen Polizei aussagen. Die jugoslawische Regierung hatte Ende vergangener Woche mehrere Polizei- und Militäroffiziere von der Pflicht entbunden, das Staats- und Militärgeheimnis zu bewahren. In Belgrader Medien wird der Polizeigeneral Dragan Ivic als sehr wichtiger Belastungszeuge betrachtet. Er soll während der NATO-Luftangriffe dem damaligen serbischen Chef der Geheimpolizei, Rade Markovic, über die Probleme bei der Beseitigung der Kriegsspuren im Kosovo berichtet haben.

Am Dienstag wird die einstige Korrespondentin des britischen TV-Netzes BBC, Jackie Rowland, als Zeugin erwartet. Sie soll über ihre Besuche in den Kosovo-Gefängnissen in Prizren und Istok während der NATO-Luftangriffe im Frühjahr 1999 berichten. Vor dem Tribunal sollen auch noch der einstige Polizeichef der ostserbischen Stadt Bor, Caslav Golubovic, sowie der einstige Kabinettschef des früheren hohen Polizeifunktionärs, Vlastimir Djordjevic, aussagen.

Erwartet wird, dass Golubovic über in Serbien gefundene Massengräber mit den Leichnamen von Kosovo-Albanern berichten wird. Die Aussage des einstigen jugoslawischen Präsidenten Zoran Lilic soll auf Antrag der Belgrader Regierung unter Ausschluss der Öffentlichkeit erfolgen und sei noch im September geplant, meldeten die Medien weiter.

In einigen Zeitungs-Kommentaren in Belgrad hieß es unmittelbar vor der Fortsetzung des Prozesses, dass es der Anklage bisher durchaus gelungen sei, Kriegsverbrechen nachzuweisen. Allerdings gebe es noch immer keine Beweise, dass Milosevic diese in Auftrag gegeben habe. Der Rechtsberater von Milosevic, Dragoslav Tomanovic, erklärte, dass er nach Vorlage aller Beweise der Anklage ein „befreiendes Urteil“ für Milosevic erwarte. Den Gesundheitszustand des Ex-Präsidenten, der an hohem Blutdruck leidet und erst vor wenigen Tagen seinen 61. Geburtstag im UNO-Gefängnis feierte, bezeichnete Tomanovic als gut.

  • VIENNA.AT
  • Chronik
  • Prozess gegen Milosevic fortgesetzt
  • Kommentare
    Die Kommentarfunktion ist für diesen Artikel deaktiviert.