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Prozess gegen Geigenhändler: Cello über dem Wert verkauft

Der Geigenhändler Dietmar M. steht wegen Betrug vor Gericht.
Der Geigenhändler Dietmar M. steht wegen Betrug vor Gericht. ©APA
Im Prozess gegen den  Geigenhändler Dietmar M.  ist es am Donnerstag im Landesgericht um ein Wertgutachten hinsichtlich eines Cellos gegangen. M. hatte den Wert des Instrumentes auf 300.000 US-Dollar beziffert, laut Staatsanwalt handelt es sich beid em Cello jedoc um "Krempel". 
Geigenhändler gesteht

Zum inhaltlich selben Ergebnis kam nun auch der gerichtlich beeidete Sachverständige Peter Tunkowitsch, wobei sich der Wiener Geigenbaumeister, der auch Obmann des Verbands Österreichischer Geigenbauer ist, gewählter ausdrückte. Nachdem er das Cello in Augenschein genommen und begutachtet hatte, sei ihm klar gewesen, “dass man gar nicht auf die Idee kommen kann, dass das etwas Italienisches ist”. Das Instrument sei böhmisch-ungarischer Provenienz und “ein zusammengestoppeltes Ding”, sagte Tunkowitsch. Lackierung und Ausführung seien “minderwertig”. Verglichen mit der High Class sei “das etwas ganz Simples. Das is’ net amal a gutes Schul-Cello”, drückte sich der Sachverständige auf gut Wienerisch aus.

Geigenhändler wird des Betruges bezichtigt

Der mitangeklagte Geschäftspartner von Dietmar M. hatte laut Anklage mit Hilfe dessen Gutachtens sowie eines inhaltlich verfälschten Echtheitszertifikats einen Italiener zur Aufnahme eines Kredits von 240.000 Euro gebracht, der damit den Kaufpreis des vorgeblich wertvollen Instruments finanzierte. Der Staatsanwalt unterstellt Dietmar M. und seinem Geschäftspartner, einem 61-jährigen Bulgaren, in diesem Zusammenhang bewusste Täuschungs- und Bereicherungsabsicht, was beide abstreiten.

Betrug flog durch Bank-Gutachten auf

Das Cello bekam im weiteren Verlauf die Bank zu Gesicht, die dem Italiener das Geld zum Erwerb geborgt hatte. Als dieser die Kreditraten nicht mehr zurückzahlen konnte, übergab er das Instrument der Bank als Sicherheit. Diese wandte sich daraufhin an einen Gutachter, um den Wert beziffern zu können. “Wenn ich nicht gesagt hätte, dass ich von der Bank bin, hätte der mich sofort vor die Tür gesetzt”, schilderte nun ein Angestellter des Bankhauses die Reaktion des Experten. Diesem sei “innerhalb von ein bis zwei Minuten klar gewesen, dass das Instrument auffrisiert ist”. Bereits beim Auspacken habe der Kenner das Cello “dem fahrenden Volk zugeschrieben”, sagte der Zeuge.

Der Prozess wird am Freitag fortgesetzt und danach auf Oktober vertagt, da die Verteidiger zahlreiche zusätzliche Beweisanträge vorgelegt haben.

(APA)

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