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Prozess gegen deutschen Jugendlichen am 6. Juli

Der Prozess gegen den 17-jährigen Deutschen Marco W. soll am 6. Juli in der Türkei beginnen. Dem Schüler wird vorgeworfen, sich im April in einem Ferienhotel an der 13-jährigen Charlotte aus GB vergangen zu haben.

Seit fast elf Wochen sitzt er im Gefängnis von Antalya. Ihm drohen bis zu acht Jahre Haft.

Inzwischen hat auch die Staatsanwaltschaft Lüneburg ein Ermittlungsverfahren gegen Marco W. wegen Verdachts des sexuellen Kindesmissbrauchs eingeleitet. Sie sieht aber keine Möglichkeit, in das Verfahren einzugreifen. Oberstaatsanwalt Manfred Warnecke sagte, die deutsche Behörde könne nur abwarten, wie die unabhängige türkische Justiz das Verfahren weiter betreibe. Sie habe das Ermittlungsverfahren von Amts wegen auf Grund der Medienberichterstattung eingeleitet, habe aber keine eigenen Erkenntnisse über den Fall.

Die Aussagen von Marco und Charlotte widersprechen einander. Er hatte gesagt, sie habe sich als 15-jährig ausgegeben, und der Wunsch nach Sex sei von ihr ausgegangen. Das Mädchen aus Manchester hat bei der türkischen Staatsanwaltschaft den Deutschen schwer beschuldigt. Die „Bild“-Zeitung zitierte aus der Aussage der 13-Jährigen. Sie habe Marco in der Disco getroffen und mit ihm gestritten. Später, als sie mit ihrer Schwester und ihrer Freundin ins Hotelzimmer zurückgekehrt sei, habe Marco sie mit einem Freund aufgesucht, um sich zu entschuldigen. Sie hätten eine Weile auf dem Bett gesessen. Später seien ihre Schwester und Marcos Freund auf den Balkon gegangen. Ihre Freundin sei eingeschlafen.

„Ich legte mich auch schlafen, obwohl der Beschuldigte neben mir war“, heißt es weiter. „Als ich plötzlich zu mir kam, also erwachte, da fühlte ich den Beschuldigten auf mir. Ich schubste ihn weg. Dabei bemerkte ich aber eine Feuchtigkeit auf meinem Körper. Danach sind wir zum Arzt gegangen.“ Der von Marcos Eltern beauftragte Rechtsanwalt Jürgen Schmidt sagte am Mittwoch im RTL-Magazin „Punkt 12“: „Meines Wissens ist diese Aussage längst widerrufen.“

Der türkischstämmige SPD-Europaabgeordnete Vural Öger riet Politiker zur Zurückhaltung: „Wenn man den Fall entpolitisiert, kann ich mir vorstellen, dass es bei der Gerichtsverhandlung am 6. Juli zu einem milden Urteil kommt, mit dem man leben kann“, sagte er der „Neuen Presse“ in Hannover.

Der luxemburgische Regierungschef Jean-Claude Juncker kritisierte die Türkei. „Ich finde mich nicht einfach damit ab, dass ein junger Deutscher unter unmöglichen Umständen und in unmöglichen Zuständen in einem türkischen Gefängnis festgesetzt wird“, sagte Juncker der Wochenzeitung „Rheinischer Merkur“. Die Türkei müsse wissen, „dass sie immer wieder abgebremst werden wird, wenn sie sich nicht schneller auf europäische Normalverhältnisse zu entwickelt“.

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