Prozess gegen 39-Jährigen nach Attacke auf Justizwache in Wien

Der 39-Jährige befindet sich im Maßnahmenvollzug in der Justizanstalt (JA) Favoriten. Der Mann hatte unter dem Einfluss seiner psychischen Erkrankung mehrere Überfälle begangen. Der Angeklagte leidet an paranoider Schizophrenie.
39-Jähriger nach mehreren Überfällen in Haft
Obwohl er sich bereits in einem forensisch-therapeutischen Zentrum befindet, hatte die Staatsanwaltschaft aufgrund des Vorfalls in der JA Favoriten einen neuerlichen Unterbringungsantrag beim Landesgericht eingebracht. Als so genannte Anlasstat wurde ein versuchter Widerstand gegen die Staatsgewalt angenommen. Offenbar ist die Anklagebehörde bestrebt, die zwangsweise, grundsätzlich zeitlich unbefristete Anhaltung des Mannes im Maßnahmenvollzug zu "untermauern", der im Dezember 2012 nach mehreren Überfällen in Linz infolge einer gutachterlich bescheinigten Zurechnungsunfähigkeit in einer Sonderstrafanstalt gelandet war. Im Oktober 2016 wurde er aus dieser bedingt entlassen, weil vorgeblich von ihm keine Gefährlichkeit mehr ausging. Diese Einschätzung stellte sich dann jedoch als Irrtum heraus, die bedingte Entlassung wurde im März 2018 widerrufen, seither befindet sich der Mann durchgehend in der so genannten Maßnahme, seit 2021 in der JA Favoriten.
Angriff auf Justizwache bei Prozess in Wien abgestritten
"Wissen Sie, warum Sie dort sind?", wollte nun Richterin Sonja Weis eingangs der heutigen Verhandlung von ihm wissen. "So ist das Leben", bekam sie zur Antwort. Er sei seinerzeit "jugendlich, dumm und jung" gewesen, "da tut man viel Blödsinn. Ich bin dabei, brav zu werden". Auf die Frage, ob er krank sei, erwiderte der 39-Jährige: "Jeder Mensch ist krank. Ich nehme meine Tabletten und Spritzen, damit ich nicht impulsiv und nicht groß und stark werde." Dann lachte der groß gewachsene und durchtrainierte Mann, der im Gefängnis offensichtlich Kraftsport betreibt.
Auf die Justizwachebeamten losgegangen zu sein, stellte er in Abrede. Laut Staatsanwaltschaft soll er sich widersetzt haben, als ihn die Justizwache in eine andere Zelle verlegen wollte. Er habe nach den Beamten getreten und geschlagen, meinte die Anklagebehörde. "Ich tu niemanden verletzen", versicherte demgegenüber der 39-Jährige. Er habe es damals "mit jugendlichen Beamten" zu tun gehabt, die "keine Erfahrung" hätten. Es habe sich "um ein Missverständnis" gehandelt.
Kein Beamter der Justizwache belastete 39-Jährigen bei Prozess
Die zeugenschaftliche Befragung der Justizwachebeamten verlief dann überraschend. Denn keiner der drei geladenen Beamten belastete den 39-Jährigen. "Aktiv konnte er sich nicht wehren", sagte einer von ihnen, es habe sich um keine gezielten Tritte und Schläge gehandelt: "Er hat halt wild gestikuliert." Der Mann habe sich "in einer Ausnahmesituation" befunden, zeigte der Beamte Verständnis für den 39-Jährigen: "Gefürchtet haben wir uns nicht."
Der zweite Kollege räumte ein, der Häftling habe sich "ein bisschen zu wehren versucht und ein bisschen geschimpft. Es war nichts Großartiges." Der Dritte beschrieb den 39-Jährigen beinahe als Musterhäftling: "Ich kenne ihn schon länger. Ich habe ihn grundsätzlich immer als sehr höflich empfunden."
Prozess gegen 39-Jährigen in Wien vertagt
Die Verhandlung wurde zur Befragung weiterer Justizwachebeamten auf Mitte Juli vertagt. Dann wird auch ein beigezogener psychiatrischer Sachverständiger zur Frage nach der aktuellen Gefährlichkeit des 39-Jährigen Stellung beziehen.
(APA/Red)