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Prozess: Busfahrer verkaufte gefälschte Monatskarten an seine Fahrgäste

Für einen lukrativen Nebenverdienst steht ein Busfahrer vor gericht: Er verkaufte gefälschte Monatskarten.
Für einen lukrativen Nebenverdienst steht ein Busfahrer vor gericht: Er verkaufte gefälschte Monatskarten. ©Wiener Linien/ Jan Gott
In letzter Zeit gab es häufiger Meldungen über gefälschte Öffi-Tickets. Allerdings wurden diese nicht an offiziellen Verkaufsstellen angeboten. Am Dienstag hat in Wien der Prozess gegen einen Busfahrer begonnen, der seinen Fahrgästen gefälschte Monatskarten verkauft haben soll.

Die Monatskarten für den Verkehrsverbund Ost-Region waren so raffiniert gefälscht, dass weder bei Kontrollen noch bei Vorverkaufsstellen Verdacht aufkam. Dennoch flogen die Geschäfte mit den Falsifikaten auf, und der Busfahrer eines privaten Unternehmens fand sich am Dienstag am Wiener Landesgericht wieder. Neben ihm auf der Anklagebank: Ein früherer Kollege, der von dem 30-Jährigen angeschwärzt worden war.

Busfahrer gab gefälschte Karten auch an Kollegen weiter

Die Darstellung des Erstangeklagten: Er sei im August 2010 von einem jener Mozart-Darsteller angesprochen worden, die in der Wiener Innenstadt für Konzerte werben. Dieser Unbekannte habe ihm die falschen Monatskartenken für 30 Euro verkauft, er selbst habe sie an Kollegen im Busunternehmen sowie Freunde um den gleichen Preis weitergegeben. Ein Geschäftsmodell, das für Richterin Gerda Krausam nur schwer nachzuvollziehen war. Von November 2010 bis März 2011 will der Busfahrer rund 100 weitere Karten abgesetzt haben, doch diese hätte ihm sein 40-jähriger Kollege in Kommission überlassen. Seine angebliche Gewinnspanne: jeweils fünf bis zehn Euro.

Busfahrer untereinander zerstritten: Intrige gegen den Angeklagten?

Der Beschuldigte wiederum glaubt, unschuldig zum Handkuss gekommen zu sein. Als die Geschäfte des Erstangeklagten nach Gerüchten firmenintern aufflogen waren, habe man diesem angeboten, eventuell auf eine Anzeige zu verzichten, wenn er weiter zur Aufklärung beitrage und allfällige Hintermänner nenne. Zu diesem Zeitpunkt war der angebliche Komplize im Krankenhaus und konnte sich gegen die Anschuldigungen nicht wehren. Auch er wurde daraufhin gekündigt. Ein anderer Kollege beschuldigte den Älteren ebenfalls: Er habe bereits im September 2010 davon gehört, dass dieser mit Monatskarten handelte, sagte er als Zeuge. Dies habe er dem Betriebsrat erzählt, dieser wiederum dem Geschäftsführer, der umgehend einen “Probekauf” anordnete. Dann interessierte sich bis März 2011 offenbar niemand mehr dafür, was bei der Überprüfung der Karte herausgekommen war. Die beteiligten Kollegen dürften mehr oder weniger miteinander verfeindet sein. Die Richterin wunderte sich, dass Betriebsrat und Zeuge davon gehört haben wollen, dass der Zweitangeklagte Monatskarten verkauft, jedoch nichts von den Aktivitäten des Erstangeklagten.

Den gefälschten Monatskarten wurde Echtheit bestätigt

Die Geschäfte hatten sich jedoch unter seinen anderen Kollegen wie ein Lauffeuer verbreitet. Seinen “Kunden” hatte der 30-Jährige eine offenbar glaubhafte Geschichte von einem Verwandten bei den ÖBB erzählt, der die Tickets kostenlos für seine Familie erhalte, aber nicht benötige. Bei einem Preis von 30 statt der regulären 49,50 Euro schlug man gerne zu. Lediglich einer Zeugin kam die Sache komisch vor, sie zeigte die Karte bei einer Vorverkaufsstelle her, wo ihr die Echtheit bestätigt wurde. Auf die Aussage des Inhabers des Busunternehmens – er hatte sich wegen einer wichtigen Besprechung entschuldigt – wollten weder Staatsanwaltschaft, noch Verteidigung verzichten. Der Prozess wurde daher vertagt.
(APA)

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