AA

Protestzug in Wien gegen Ermordung koptischer Christen

Kopten demonstrierten auf der Wiener Ringstraße
Kopten demonstrierten auf der Wiener Ringstraße ©vienna.at
Rund 800 Demonstranten wollten Donnerstagnachmittag mit einem Protestzug durch die Wiener Innenstadt auf die Unterdrückung von Kopten in Ägypten aufmerksam machen.
Vienna LIVE Video

15 Tage nach dem Anschlag vor einer Kirche in Oberägypten zum koptischen Weihnachtsfest, bei dem acht Kopten getötet und sieben weitere verletzt wurden, fand am Donnerstagnachmittag eine Protestveranstaltung der koptisch-orthodoxen Kirche in Wien statt. Rund 800 Teilnehmer versammelten sich auf der Wiener Ringstraße, um auf die Diskriminierung und Unterdrückung von Kopten in Ägypten aufmerksam zu machen. “Wir fordern Glaubensfreiheit und Gleichberechtigung” war auf den Plakaten zu lesen.

Mit Särgen auf den Schultern, Kruzifixen und Bildern des Blutbades marschierten die Demonstranten die Wiener Ringstraße entlang und machten ihrem Unmut gegen die Verfolgung der Christen in Ägypten Luft. Von dem Aufmarsch erhoffen sich die österreichischen Kopten mehr Aufmerksamkeit in der Bevölkerung, vor allem aber auch die Aufmerksamkeit der Europäischen Union.

“Wir haben ein Manifest erstellt, das der EU als Druckmittel gegen die ägyptische Regierung dienen soll”, so William Tadros, Sprecher der koptischen Gemeinde Österreichs. Das Manifest wurde im Rahmen der Abschlusskundgebung vor dem Haus der Europäischen Union an Richard Kühnel, Leiter der Vertretung der Europäischen Kommission in Österreich, übergeben.

Die konkreten Forderungen der koptisch-orthodoxen Kirche beinhalten gerechte Strafen für die Täter und Hintermänner der Massaker, die Entschädigung der Opfer und Hinterbliebenen sowie eine Entschuldigung der Regierung und insbesondere des Innenministers, welcher laut Tadros für das Versagen der Sicherheitskräfte verantwortlich sei.

Seit den 80er Jahren kommt es immer wieder zu Übergriffen gegen koptische Christen in Ägypten. “Es wird zu wenig für die Kopten gemacht. Wir setzen uns für die Einhaltung der Menschenrechte, Religionsfreiheit und Minderheitenschutz ein”, erklärte Tadros im Gespräch mit der APA. Seit das islamische Recht (Sharia) unter dem früheren Staatspräsidenten Anwar as-Sadat als einzige Quelle der Gesetzgebung eingeführt wurde, seien die Kopten rechtlich nicht mehr geschützt und somit zu Bürgern zweiter Klasse geworden. Von der koptischen Gemeinschaft wird vor allem die fehlende Unterstützung des ägyptischen Präsidenten Hosni Mubarak bemängelt.

Bei dem jüngsten Massaker in am 6. Jänner, dem Vorabend des koptischen Weihnachtsfestes, haben muslimische Fanatiker nach der Messe in einer Kirche in Nag Hammadi acht koptische Christen und einen muslimischen Polizisten erschossen. Es war dies der folgenschwerste Angriff seit der Attacke von El Kosheh in der Silvesternacht 2000/2001, bei dem 21 Kopten die Kehle durchgeschnitten wurde.

Die Kopten umfassen gemeinsam mit anderen christlichen Minderheiten rund 15 Prozent der ägyptischen Bevölkerung. In Österreich zählt die koptisch-orthodoxe Kirche derzeit zwischen 5.000 und 6.000 Anhänger. 3.000 davon leben in Wien. Seit dem Jahr 2003 gilt die koptisch-orthodoxe Kirche in Österreich als gesetzlich anerkannte Kirche.

  • VIENNA.AT
  • Wien
  • Wien - 1. Bezirk
  • Protestzug in Wien gegen Ermordung koptischer Christen
  • Kommentare
    Kommentare
    Grund der Meldung
    • Werbung
    • Verstoß gegen Nutzungsbedingungen
    • Persönliche Daten veröffentlicht
    Noch 1000 Zeichen