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Proteste in Tunesien zum Jahrestag der Revolution

Rund tausend Menschen gingen auf die Straße
Rund tausend Menschen gingen auf die Straße
Anlässlich des dritten Jahrestags des Beginns des Arabischen Frühlings sind in Tunesien rund tausend Menschen auf die Straße gegangen, um gegen Missstände zu demonstrieren. Die Oppositionsanhänger versammelten sich am Dienstag in Sidi Bouzid, wo sich am 17. Dezember 2010 der Gemüseverkäufer Mohammed Bouazizi aus Protest gegen die Beschlagnahme seines Marktstands selbst in Brand gesetzt hatte.


Seine Verzweiflungstat löste die Proteste aus, die im Jänner 2011 zum Sturz des langjährigen Machthabers Ben Ali führten. Von Tunesien breiteten sich die Proteste rasch auf Ägypten, Libyen, Jemen und Syrien aus. Die Volksaufstände, die sich in Libyen und Syrien zu Bürgerkriegen auswuchsen, wurden weltweit als Arabischer Frühling bekannt. Drei Jahre später steckt Tunesien aber in einer politischen Krise, auch die soziale und wirtschaftliche Situation hat sich kaum verbessert. “Arbeit ist ein Recht, Diebesbande!”, riefen die Demonstranten am Dienstag vor dem Sitz des Regionalgouverneurs, wo sich Bouazizi angezündet hatte.

“Wir haben nichts gewonnen durch die Revolution”, sagte der junge Demonstrant Bilel. “Ich habe Freunde, die wegen Drogen im Gefängnis sitzen, andere, die beim Versuch, illegal nach Italien zu gelangen, ums Leben gekommen sind, und einige, die beim Kämpfen in Syrien getötet wurden.”

Die Region von Sidi Bouzid liegt mit einer Arbeitslosenrate von 24,4 Prozent an der Landesspitze. Die Wut auf die Regierung ist so groß, dass die Führung vergangenes Jahr bei der Zeremonie mit Steinen beworfen wurde. Diesmal beging sie den Jahrestag in aller Stille in Tunis.

Präsident Moncef Marzouki erklärte indes, viele Projekte würden “bald Früchte tragen”. Gleichzeitig räumte Marzouki ein, es gebe “viele Dinge, die noch nicht realisiert sind”. Als Beispiel nannte er den Kampf gegen Korruption, mehr Gerechtigkeit oder die Entwicklung der Justiz.

Erst am Wochenende hatten sich die zerstrittenen Parteien auf den parteilosen Ingenieur und kurzzeitigen Industrieminister Mehdi Jomaa als Chef der Übergangsregierung geeinigt. Er soll nun ein Kabinett aus politisch unabhängigen Experten zusammenstellen.

Wahlen sind im nächsten Jahr geplant. Jomaa folgte auf Ali Larayedh von der islamistischen Partei Ennahda, die nach ihrem klaren Wahlsieg 2011 zunehmend in die Kritik geraten war.

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