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Proteste im indischen Teil Kaschmirs gehen weiter

Bei den seit Tagen andauernden heftigen Protesten im indischen Teil Kaschmirs sind am Montag mindestens drei Demonstranten von Sicherheitskräften erschossen worden. Nach Polizeiangaben wurden mindestens 70 weitere Menschen bei gewaltsamen Zusammenstößen in Srinagar und anderen Städten verletzt.

Trotz einer am Sonntag verhängten Ausgangssperre für das mehrheitlich von Muslimen bewohnte Kaschmir-Tal hätten sich zahlreiche Menschen zu den nicht genehmigten Kundgebungen versammelt. Drei prominente Führer muslimischer Separatistenorganisationen, die zu den Protesten aufgerufen hatten, sollen festgenommen worden sein.

Auslöser der Proteste mit bisher mehr als 20 Toten und hunderten Verletzten war im Juni der Streit um Land für einen Hindu-Tempel im Kaschmir-Tal. Inzwischen fordern jedoch immer mehr Muslime in Kaschmir die Loslösung der Region von Indien. Vergangene Woche versammelten sich Hunderttausende zu Massenprotesten in Srinagar. Zudem übergaben separatistische Gruppen ein Schreiben an UNO-Generalsekretär Ban Ki-moon, in dem sie ein Ende der “gewaltsamen Besetzung” Kaschmirs durch Indien fordern.

Im indischen Teil Kaschmirs kämpfen muslimische Separatisten seit 1989 für die Unabhängigkeit oder den Anschluss an Pakistan. Indien und Pakistan haben seit ihrer Unabhängigkeit drei Kriege gegeneinander geführt, zwei davon um das geteilte Kaschmir. Die beiden Atommächte nahmen Anfang 2004 Friedensgespräche auf. Zwischen beiden gilt seit Ende 2003 ein Waffenstillstand, der die muslimischen Extremisten im indischen Teil Kaschmirs aber nicht einschließt.

Als Großbritannien 1947 den Subkontinent in die Unabhängigkeit entließ und mehrheitlich muslimisch besiedelte Gebiete den neuen Staat Pakistan bildeten, optierte der Maharadscha von Kaschmir, Hari Singh, selbst ein Sikh, für den Beitritt seines Fürstentums mit muslimischer Mehrheitsbevölkerung zur Indischen Union. Rund 60 Prozent der Fläche kamen zu Indien (1957 wurde der Unionsstaat Jammu und Kaschmir geschaffen), während der nordwestliche Teil als “Azad Kaschmir” (Freies Kaschmir) unter pakistanische Verwaltung gestellt wurde.

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