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Prostituierten-Beratung feiert einjähriges Bestehen

Symbolfoto &copy Bilderbox
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"SILA" bietet den Damen Hilfe bei sozialen, medizinischen und juristischen Problemen - Gertraud Knoll ist überzeugt: „Sollte dauerhafte Einrichtung werden“.

Seit einem Jahr haben Prostituierte in Wien die Möglichkeit, eine niederschwellige Beratungsstelle in Anspruch zu nehmen. Die Einrichtung „SILA“ in Rudolfsheim-Fünfhaus als Kooperation der Volkshilfe und dem Verein Lefö bietet seit Februar 2003 soziale, medizinische und juristische Unterstützung für die Sex-Arbeiterinnen. „Es ist unser Ziel, die Frauen in ihrer Persönlichkeit zu stärken“, fasste Sozialarbeiterin Annette Hutter am heutigen Dienstag die Grundidee ihrer Einrichtung zusammen.

Vollauslastung mit 1700 Beratungen
Über 1700 Beratungen wurden im ersten Jahr durchgeführt, womit man voll ausgelastet sei, so Hutter. Zum Angebot zählen Computer- und Deutsch-Kurse, aber auch Hilfe bei der Wohnungssuche für die große Zahl an obdachlosen Frauen. Für eine Vielzahl der Betroffenen konnte außerdem der Weg der Schuldenregelung beschritten werden. Man wolle außerdem einen geschützten „Frauen-Raum“ bieten, in dem sich die Prostituierten unbelastet treffen und austauschen können.

Der Schwerpunkt lag bisher auf Gunstgewerblerinnen aus Nicht-EU-Staaten, da von den rund 8.000 Frauen, die in Wien arbeiten, bis zu 80 Prozent Migrantinnen seien. Dieses Zahlenverhältnis spiegelt sich auch bei SILA wider, deren Klientinnen zu 84 Prozent eine ausländische Herkunft besaßen.

Street-Workerinnen betreuen die Damen vor Ort
Um dieser Gruppe gerecht zu werden, arbeitet man mit kulturellen Mediatorinnen, die selbst die Sprachen der Frauen sprechen und Verständnis für deren Kultur aufbringen. Diese Street-Workerinnen gehen auch in die Bars, um mit den Frauen ins Gespräch zu kommen, was auch von den Betreibern sehr gut angenommen würde, versicherte Hutter. SILAs Forderung an die Politik ist nach den gemachten Erfahrungen eindeutig: Schaffung von Rechtssicherheit, in dem Prostitution als unselbstständiges Gewerbe mit allen (steuer-)rechtlichen Vorteilen anerkannt wird.

68 Gunstgewerblerinnen beschritten bisher mit Hilfe von SILA den Weg der legalisierten Ausübung ihres Berufes, während 19 ganz in ein anderes Arbeitsgebiet wechselten. Klar sei aber: „Wir sind kein Ausstiegsprojekt“, so Hutter. Man akzeptiere, dass Frauen als Sexarbeiterinnen tätig sind. Deshalb seien auch nicht die Opfer von Frauenhandel die Zielgruppe.

Gertraud Knoll sprach anlässlich der Feier zum einjährigen Bestehen von ihrer Bestürzung darüber, wie wenig sich am Image der Prostituierten geändert habe. Hier zeichne sich eine „tiefe Verlogenheit“ und eine „moralische Unredlichkeit“ der Gesellschaft ab. Dabei gehe es bei SILA nicht um eine Verharmlosung der harten Tätigkeit, sondern darum, ein soziales Netz zu schaffen. Deshalb sei eine dauerhafte Institutionalisierung der Einrichtung entscheidend.

Service:
Weitere Informationen unter www.sila.or.at und Tel. 01 897 55 36.

Redaktion: Claus Kramsl

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