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Prostituierte warf Baby aus Bordellfenster

Wegen "Tötung eines Kindes bei der Geburt" musste sich heute, Freitag, eine 19-jährige Rumänin vor einem Salzburger Schöffengericht verantworten. Die junge Frau hat laut Anklage am 15. Dezember des Vorjahres in einem Bordell in der Stadt Salzburg ein Kind auf die Welt gebracht und anschließend das Neugeborene aus einem Fenster geworfen.

Der lebensfähige Bub hat den Aufprall aus sieben Meter Höhe nicht überlebt.
Die zum Tatzeitpunkt 18-jährige Prostituierte hat das Baby auf der Toilette des Nachtclubs geboren. Anschließend soll sie es mit einem Handtuch umwickelt, dann in einen Plastiksack gesteckt und aus dem Fenster des 3. Stockes geworfen haben. Nach einem Gerichtsgutachten gilt die Frau als zurechnungs- und damit schuldfähig.

Die Prostituierte, die sich vollinhaltlich schuldig bekannte, wurde zu zehn Monaten Haft auf Bewährung verurteilt. Als Milderungsgründe nannte der Vorsitzende Richter des Schöffensenates, Peter Hattinger, das Geständnis der Frau, ihre Unbescholtenheit und den Ausnahmezustand während der Geburt. Die 19-Jährige ins Gefängnis zu stecken, wäre kontraproduktiv, so der Richter.

Der Strafrahmen beträgt bei jungen Erwachsenen in diesem Fall sechs Monate bis fünf Jahre Haft. Das Urteil ist bereits rechtskräftig. Die Öffentlichkeit wurde vor der Einvernahme der Rumänin von der Verhandlung ausgeschlossen.

Laut Gutachter habe die Angeklagte zum Tatzeitpunkt nicht gewusst, was sie tut, führte Verteidiger Robert Morianz in seinem Eingangsplädoyer aus. “Sie hat in einem schweren Milieu gearbeitet und nicht einmal gewusst, dass sie schwanger ist.” Einige Stunden vor der Geburt habe sie über Bauchweh geklagt, sich ins Zimmer gelegt und dann auf der Toilette “etwas ausgestoßen, das sie in einen Nylonsack verpackt und aus dem Fenster geworfen hat”, schilderte der Rechtsanwalt.

Die bisher unbescholtene Frau wegzusperren, wäre “der absolut falsche Weg”, betonte Morianz. Sie müsse ohnehin mit der Tat leben, “das ist die tatsächliche Strafe”. Wichtig sei nun, ihr die größtmögliche Integration zu bieten. Als sie nach dem tragischen Vorfall im Bordell in die Christian-Doppler-Klinik eingeliefert worden war, habe Selbstmordgefahr bestanden. “In der medizinischen Nachbetreuung wurde Wunderbares geleistet. Ihr konnte zur Wiedereingliederung ins Leben geholfen werden”, so der Anwalt.

Die ehemalige Prostituierte ist laut ihrem Verteidiger aus dem Milieu komplett ausgestiegen. Sie werde nun von ihrem aktuellen Lebensgefährten unterstützt. Der Österreicher hat die Rumänin heute auch in den Gerichtssaal begleitet und vor dem Blitzlichtgewitter sowie Videokameras der Medien – soweit es ihm möglich war – abgeschirmt.

Die 19-Jährige hat mittlerweile eine Arbeit in einem Geschäft einer Freundin gefunden, wofür sie laut eigenen Angaben rund 200 Euro “Taschengeld” verdient. Detail am Rande: Seit der Tat gibt es Bemühungen von Salzburger Politikern, die Prostitution während der Schwangerschaft per Gesetz zu verbieten.

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