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Propagandavideos veröffentlicht: Wiener Islamlehrer Befugnis entzogen

Syrischer Bürgerkrieg - IGGiÖ entzog Wiener Islamlehrer Lehrbefugnis
Syrischer Bürgerkrieg - IGGiÖ entzog Wiener Islamlehrer Lehrbefugnis ©APA (Sujet)
Weil er im Internet islamistische Propagandavideos für den syrischen Bürgerkrieg veröffentlicht hatte, wurde einem Wiener Islamlehrer die Lehrbefugnis entzogen.

Die Islamische Glaubensgemeinschaft in Österreich (IGGiÖ) hat einem ihrer Religionslehrer die Lehrbefugnis entzogen. Das berichtete religion.ORF.at am Donnerstag. Hisham A. hatte im Internet islamistische Propagandavideos für den syrischen Bürgerkrieg veröffentlicht und fungiert als Sprecher für den österreichischen Ableger der Hizb-ut-Tahrir, die offen für die Errichtung eines Kalifats eintritt.

Wiener Islamlehrer Befugnis entzogen

Am vergangenen Freitag wurde durch einen Bericht in der “Tiroler Tageszeitung” eine breitere Öffentlichkeit auf das Video aufmerksam, in dem der Lehrer den syrischen Jihadisten Abu Staif interviewt, der inzwischen getötet wurde. Danach ging es schnell: Am Montag hieß es aus dem Wiener Stadtschulrat, dass man die IGGiÖ gebeten habe, die Lehrbefugnis zu entziehen. Die IGGiÖ selbst gab ebenfalls am Montag bekannt, dass alle nötigen Schritte bereits eingeleitet seien.

Aussagen von Hisham A. in diversen Internetvideos seien für die Glaubensgemeinschaft nicht tragbar, sagte Carla Amina Baghajati, Pressesprecherin der IGGiÖ und Fachinspektorin für den islamischen Religionsunterricht an AHS. Dabei gehe es beispielsweise darum, dass Hisham A. in Bezug auf Syrien gesagt habe: “Wir wollen keinen säkularen Staat, sondern einen islamischen Staat”, sagte Baghajati im Gespräch mit der APA. Das passe mit dem Erziehungsauftrag des Religionslehrers im Namen der IGGiÖ nicht zusammen. Hisham A., der derzeit auf eigenen Wunsch für ein Jahr unbezahlt karenziert ist, werde jedenfalls definitiv nicht in den Unterricht zurückkehren.

Causa hat eine Vorgeschichte

Die Beendigung seines Dienstverhältnisses sei allerdings Sache des Stadtschulrats, so die IGGiÖ. Die Glaubensgemeinschaft bestellt – wie andere anerkannte Kirchen und Religionsgesellschaften auch – die Lehrer nur, angestellt werden sie vom Staat. Vonseiten des Stadtschulrats hieß es am Montag gegenüber religion.ORF.at, man prüfe derzeit die rechtliche Lage im konkreten Fall. Hisham A. werde aber definitiv keine Klassen mehr unterrichten.

Doch die Causa hat auch eine Vorgeschichte: Hisham A. pflegt offenbar seit Jahren Verbindungen zur Organisation Hizb-ut-Tahrir (Partei der Befreiung, Anm.), die sich offen für die Wiedererrichtung des Kalifats einsetzt und sämtliche demokratische Regierungsformen ablehnt. Die Organistaion ist in mehreren europäischen Ländern verboten. In dem aktuellen Video tritt Hisham A. als “Mediensprecher von Hizb ut Tahrir Wilaya Syrien” auf.

“Gesinnung nie zur Schau gestellt”

Im Unterricht habe Hisham A. diese Gesinnung aber nie zur Schau gestellt, heißt es sowohl aus dem Stadtschulrat als auch vonseiten der IGGiÖ. Sein Unterrichtsstil und dessen Inhalt seien völlig unauffällig und sein sonstiges Benehmen korrekt gewesen, so Baghajati. Außerdem, so die Sprecherin weiter, “sicherte er den damaligen Verantwortlichen wohl zu, diese Gesinnung nicht im Religionsunterricht zur Sprache zu bringen. Hätte er dem zuwidergehandelt, wäre dies aufgefallen.”

Auf die Frage, warum Hisham A. nicht schon früher die Lehrbefugnis entzogen wurde, heißt es aus der IGGiÖ: “Durch die Karenzierung schien sich eine weitere Vorgehensweise zunächst zu erübrigen.” Außerdem sei zu unterscheiden, ob jemand “im eher Stillen” eine Sympathie für eine Gesinnung hege oder sich aktiv beteilige, “noch dazu in einem bewaffneten Konflikt”.

ILMÖ forderte Entlassung

“Die nun bekannt gewordenen Aktivitäten als Mediensprecher der Hizb ut Tahrir im bewaffneten Konflikt in Syrien machen seine Rückkehr in den Schuldienst unmöglich”, so Baghajati. Heute werde ohnehin niemand mehr eingestellt, der sich nicht klar zur Linie der Glaubensgemeinschaft bekenne.

Schon am Montag hatte die Initiative liberaler Muslime Österreich (ILMÖ) in einer Pressemitteilung die “sofortige fristlose Entlassung” des Religionslehrers gefordert. Die ILMÖ sprach sich darin auch für “die sofortige Aberkennung seiner Staatsbürgerschaft und seiner Abschiebung” aus. Zudem warf sie der IGGiÖ vor schon lange über die Machenschaften von Hisham A. Bescheid gewusst zu haben.

(APA)

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