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Projekt "Boat People" des Schauspielhauses Graz: Viel Lärmen um Gaddafi-Uniform

Um einen Kurzfilm für ein Bühnenprojekt zu drehen, reiste eine Grazer Theatergruppe auf die italienische Insel Lampedusa. Ziel war es, einen Einblick in den Alltag der "Flüchtlingsinsel" zu gewinnen. Vienna Online fragte den mitwirkenden Wiener Schauspieler Bernhard Dechant, nach seinen Eindrücken - und wieso er dabei wie Muammar Gaddafi kostümiert gewesen war.

Man könnte auch sagen “Viel Lärmen um Nichts”. Um einen Kurzfilm für ein Bühnenprojekt zu drehen, reiste eine Theatergruppe des Schauspielhauses Graz auf die italienische Insel Lampedusa, die zwischen Sizilien und Tunesien liegt. Ziel der Truppe war es, für ihr Projekt „Boat People“, einen Einblick in den Alltag Lampedusas zu gewinnen.

„‚Boat People‘ will die Schicksale der vielen Flüchtlinge, die Tag für Tag nach Lampedusa kommen, aufzeigen. Es geht darin auch um die täglichen Brüche jeglicher Menschenrechte, darum, wie die EU-Außenpolitik mit den Flüchtlingen umspringt, “ erklärt Bernhard Dechant, mitwirkender Wiener Schaupspieler,im Gespräch mit Vienna Online. Die menschlichen Tragödien, die sich an Europas Außengrenzen abspielen, waren Ausgangspunkt der Recherchen, und die Erfahrungen auf der Flüchtlingsinsel überraschend: „Wir erlebten, welchen enormen Job die Menschen in Lampedusa leisten, wenn sie sich an einem Tag beispielsweise um eine ‚Schiffsladung‘ von 800 Menschen kümmern. Man kann sich das gar nicht vorstellen!” so Dechant.

Dass auf Lampedusa, einem Knotenpunkt für den Auffang illegaler Flüchtlinge, täglich ein großes Aufgebot an Militär und Polizei patrouilliert, ist selbsterklärend.

Was hatte es mit der Gaddafi-Uniform auf sich?

Mitte Mai erschien ein Artikel über einen Wiener auf Lampedusa, der als “GaddafiDouble” die Flüchtlinge “geschockt und in Panik versetz” haben soll. So titelten unter anderem ein paar österreichische Boulevardmedien. Was hatte es damit auf sich?

Bernhard Dechant. „Es geht bei ‘Boat People‘ auch darum, die politischen Verflechtungen Gaddafis mit Berlusconi in der Frage der Flüchtlingslager in Nordafrika zu thematisieren. Ich habe also für unseren Film den Vize-Bürgermeister Lampedusas, der uns gerne bei unserem Projekt helfen wollte, in dieser Gaddafi-Uniform interviewt.“ Diese Szene sollte zeigen, wie „Gaddafi“ auf Lampedusa selbst um Asyl ansucht.

Beim Verlassen des Rathauses kamen einige Schaulustige hinzu, ein Polizist fragte nach dem Sinn der Verkleidung und wir erzählten von unserem Projekt. Das wars schon. Ich zitiere mal den Bürgermeister der mir gesagt hat: ‘Das Problem von Lampedusa sind nicht die Migranten, die gab es schon immer, mit denen leben wir. Das Problem ist die Presse mit ihren Horrormeldungen über die Insel, die die Touristen vertreiben.’ Und das sehe ich auch so. Ich geb mal allen einen Tipp: Hinfahren und sich selbst ein Bild machen. Das würde den Menschen dort viel mehr helfen als so manche übertriebene Schlagzeile.”

Für alle, die neugierig geworden sind: Mehr zu “Boat PeopleHIER.

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