Prof. Yen: "In Vorarlberg ist Versorgung nicht gedeckt"

Österreich ist das einzige EU-Land, in dem mehr Frauen als Männer ermordet werden. Auch die häusliche Gewalt hat zugenommen. Den Opfern fehlt oft der Mut zu den ausgewiesenen Hilfsvereinen (z.B. ifs Gewaltschutzstelle) zu gehen oder sich in ein Frauenhaus zu retten. Prof. Dr. Kathrin Yen ist Rechtsmedizinerin und Gründerin der ersten Gewaltambulanz in Graz. Pascal Pletsch sprach in "Vorarlberg LIVE" mit ihr über das Problem der Spurensicherung und der Angst vor dem eigenen Partner.
Prof. Dr. Kathrin Yen, Ärztliche Direktorin der Rechtsmedizin Universität Heidelberg, hat 2006 in Graz eine klinisch-forensischen Ambulanz gegründet. "Mittlerweile nennen wir es 'Gewaltambulanz'", beginnt Prof. Dr. Yen. "Diese richtet sich an Gewaltoper jeden Alters und jeder Herkunft. Wer körperliche oder sexuelle Gewalt erlitten hat, kann sich rund um die Uhr dorthin wenden, um Beweise des Vorfalls sichern zu lassen."
"Verletzungsdokumentation und Spurensicherung nach Gewalt. Verfahrensunabhüngig, auch ohne vorherige Anzeige, rund um die Uhr. Niederschwellig, kostenfrei für betroffene Gewaltopfer." Damit wirbt die Gewaltambulanz Heidelberg. "Man hat ganz einfach Beweise in der Hand, wenn es um ein Strafverfahren geht. Die Beweislage ist hier einfach eine andere", erklärt Prof. Dr. Yen. Allerdings habe das noch einen anderen großen Effekt: "Es ist so möglich, Menschen zu erkennen und zu erfassen, die Gewalt erlitten haben. Das ist auch ein wichtiger Schritt um präventiv tätig sein zu können."
"Eine solche forensisch klinische Ambulanz muss aber auch andere Dinge erfüllen. Wichtig ist, dass sich die Patienten an einen Mediziner wenden können. Eine Erreichbarkeit von 24/7 ist ebenfalls von großer Bedeutung. Die meisten Vorfälle passieren an den Wochenende oder nachts. Dass die Einrichtungen mobil sind ist auch wichtig. Wir untersuchen auch tatverdächtrige Personen mit - es ist eben wichtig belastendes und entlastendes Material zu sichern. Schließlich möchte man herausfinden was wirklich stimmt", klärt Yen auf. Außerdem müsse die Ambulanz niederschwellig sein, da es immer noch eine hohe Hemmschwelle der Betroffen gäbe. "In ganz Österreich, aber eben auch Vorarlberg ist die Versorgung noch nicht ausreichend gedeckt."
Auf was Betroffene achten sollten und welche Beweise überhaupt zählen, erklärt Prof. Dr. Yen im Video. Außerdem gibt sie einen Einblick in ihr neues spannendes Projekt, bei dem Telemdizin und Virtual Reality eine Rolle spielen.
VORARLBERG LIVE am Dienstag, 22. Juni 2021
Wann: ab 17 Uhr live auf VOL.AT, VN.at und Ländle TV
Gäste: Christof Drexel (KlimaVOR!), Dr. Kathrin Yen (Universität Heidelberg)
Moderation: Pascal Pletsch (Chefreporter VOL.AT)
Die Sendung "Vorarlberg LIVE" ist eine Kooperation von VOL.AT, VN.at, Ländle TV und VOL.AT TV und wird von Montag bis Freitag, ab 17 Uhr, ausgestrahlt. Mehr dazu gibt's hier.
(VOL.AT)