Die Vertrauensabstimmung ist für 20.00 Uhr angesetzt. Vor seinem Auftritt im Senat hatte Prodi sich erneut mit Staatspräsident Giorgio Napolitano getroffen, der ihn aufgefordert hatte, bereits vorher zurückzutreten.
Prodi lehnte jedoch einen Rücktritt ohne ein Vertrauensvotum ab. Niemand werde sich der Verantwortung in der Frage entziehen können, wie denn eine andere Regierung aussehen solle, sagte Prodi vor den Senatoren.
Damit droht der 61. Nachkriegsregierung Italiens das Ende. Bereits im Februar 2007 war Prodi wegen des italienischen Engagements in Afghanistan einmal gestürzt, kam jedoch rasch wieder ins Amt zurück.
Prodi hatte die Wahlen im Mai 2006 mit nur 25 000 Stimmen Vorsprung, dem knappsten Ergebnis seit dem Zweiten Weltkrieg, für sein Mitte-Links-Bündnis gewonnen.
«Können uns keine Krise leisten»
In seiner Rede rief Prodi die Senatoren am Donnerstag auf, sein Kabinett weiter zu unterstützen, um die begonnene Sanierung der Finanzen zu vollenden. «Eine Krise ist ein Luxus, den sich Italien nicht leisten kann», sagte er.
Italien brauche ein tiefgreifende Reform. Diese habe seine Regierung in die Wege geleitet und sie dürften nicht gestoppt werden.
Kaum Chancen
Prodi hat kaum Chancen im Senat, nachdem die christdemokratische Splitterpartei Udeur um Ex-Justizminister Clemente Mastella am Montag den Rückzug aus der Koalition angekündigt hatte. Mastella war über einen Korruptionsskandal gestolpert.
Die Udeur hat im Senat drei Sitze. Vor deren Austritt hatte die Regierung im Oberhaus eine Mehrheit von nur einer Stimme. Inzwischen haben drei weitere Senatoren aus dem bisherigen Prodi- Lager erklärt, sie würden gegen die Regierung stimmen. Eine Vertrauensabstimmung im Unterhaus hatte Prodi am Mittwoch gewonnen.
Nach italienischen Medienberichten hoffte Prodi weiter auf einen Amtserhalt. Denn am Mittwoch hatten die Udeur-Abgeordneten nicht gegen die Regierung votiert.
Rücktritt am Abend?
Verliert Prodi die Vertrauensabstimmung, müsste er zurücktreten. Dann könnte Staatspräsident Napolitano Neuwahlen ansetzen. Möglich ist auch die Einsetzung einer Übergangsregierung unter Prodi oder einem anderen Politiker.
Deren Hauptaufgabe wäre die Reform des Wahlrechts. Das derzeitige Wahlrecht wird für die Instabilität des politischen Systems Italiens verantwortlich gemacht, weil es die kleinen Parteien begünstigt. Das Spektrum von Prodis Koalition reicht von Katholiken über Sozialisten und Grüne bis zu den Kommunisten.
Napolitano gegen Neuwahlen
Napolitano hatte sich immer wieder gegen sofortige Wahlen ausgesprochen. Er will zuerst die Wahlrechtsreform durchbringen. Eine Übergangsregierung lehnen die konservativen Parteien in Italien jedoch ab.
Der frühere Ministerpräsident Silvio Berlusconi rief bereits mehrmals zu Wahlen im Frühjahr auf. Jüngsten Umfragen zufolge haben die rechten Parteien rund zwölf Prozent Vorsprung auf Mitte-Links.