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Priester-Stalkerin vor Gericht

Jene 42-jährige Wienerin, die seit Jahren einen Priester verfolgt und seine Gottesdienste mit lautstarken Beschimpfungen unterbrochen haben soll, musste sich jetzt vor Gericht verantworten.

Staatsanwältin Michaela Schnell legte ihr Störung einer Religionsausübung und schwere Körperverletzung zur Last, denn laut einem medizinischen Gutachten traten bei dem 67-jährigen Geistlichen in Folge der Belästigungen Depressionen, Herzrasen, Blutdruckregulationsstörungen und Schweißausbrüche auf, was in Summe eine länger als 24 Tage dauernde Gesundheitsschädigung zur Folge gehabt haben soll.

Stalkerin beschuldigt Priester


„Herzrhythmusstörungen haben wir alle! Das ist ein aufgelegter Blödsinn, was der Pfarrer sagt. Der Pfarrer ist nicht schlecht beisammen! Der liebe Gott ist mein Zeuge“, gab die Frau zu Protokoll. Sie bekannte sich zu sämtlichen Vorwürfen nicht schuldig. In Wahrheit sei sie von dem Gottesmann vergewaltigt worden.

Nach dem Unfalltod ihres Lebensgefährten und einer schweren Erkrankung habe seine Mandantin bei der Kirche Rat und Hilfe gesucht, erläuterte Verteidiger Christian Werner. In der Pfarre Alservorstadt fand die Frau Aufnahme, wurde in die Frauen- und Bibelrunde integriert. „Ich war glücklich, dass ich dort angekommen bin“, verriet sie Richter Thomas Hahn.

Der Pfarrer habe ihr schließlich „Einzelgespräche“ angeboten, da ihre schlechte Verfassung offenkundig gewesen sei. Es sei eine „gemeine Verleumdung“, dass sie während dieser Sitzungen ein sexuelles Interesse entwickelt habe. Vielmehr sei der Priester zudringlich geworden: „Beim 21. Gespräch war er plötzlich ganz anders. Er hat mich im Zuge dessen vergewaltigt“, behauptete sie.

Für die Richtigkeit dieser Angaben gibt es laut Anklagebehörde keinen Anhaltspunkt. Dokumentiert sind allerdings seit November 2001 andauernde Belästigungen, denen der Pfarrer nicht ein Mal mit einer freiwilligen Versetzung nach Niederösterreich entgehen konnte. Die allein stehende Frau stöberte ihn auf, störte Messfeiern, indem sie ihm in angeblich alkoholisiertem Zustand „Sauhund!“ oder „Hurenbock!“ zurief, so dass sich der Geistliche schließlich gezwungen sah, am Kircheneingang Türhüter zu postieren, die der 42-Jährigen den Zutritt verwehrten.

Die Frau bekam auch die Telefonnummer des Mannes heraus und soll ihn permanent mit nächtlichen Anrufen gequält haben. Zuletzt erstattete er Anzeige wegen Stalkings, da sich die Frau immer wieder bewusst auf eine Parkbank vor jenen Klostermauern setzen soll, hinter denen der Ordensmann weitgehend sein Leben verbringt.

„Ich sitze gern beim Friedhof, wo es ruhig ist. Gegenüber ist das Bürgermeisterhaus. Der fühlt sich von mir nicht gestalkt“, hielt dem die Wienerin entgegen. Der Pfarrer habe sich „einen Spaß daraus gemacht, jedes Mal die Polizei zu holen, wenn er mich gesehen hat.“ Die 42-Jährige, die als Berufsbezeichnung „katholische Schriftstellerin und Malerin“ angab, verwies darauf, ein „gläubiger Mensch“ zu sein: Sie habe jedoch „die katholische Mafia erlebt“, weil ihr keiner Glauben schenke, während für den Geistlichen sein Verhalten keine Konsequenzen habe.

Laut zwei psychiatrischen Gutachten leidet die Frau an einer Persönlichkeitsstörung, ist jedoch zurechnungs- und damit schuldfähig. Im Falle eines Schuldspruchs drohen ihr bis zu drei Jahre Haft.

Die Verhandlung wurde zur Einvernahme des Pfarrers und weiterer Zeugen auf den 23. Mai vertagt. Wie sein Rechtsbeistand Felix Sehorz auf Anfrage der APA erklärte, geht es dem Geistlichen „derzeit ganz gut“. Im Hinblick auf den Prozesstermin habe sich die Frau in den letzten Wochen ruhig verhalten. Der Priester hat sich dem Strafverfahren als Privatbeteiligter angeschlossen: Er fordert von der Beschuldigten 2.000 Euro Schmerzensgeld.

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